Mittwoch, 18. August 2021

 Überfordert, gescheitert und frustriert kaufte er sich ein Samuraischwert, platzierte es an der Wand über dem Ecksofa und träumte von Kampf, Ehre und Barbarei.


In meiner Kindheit war der Sonntag der Familienausflugstag, in meiner Sturm und Drang Phase der Ausnüchterungstag und jetzt ist er der "Was ist nur aus mir geworden?"-Tag.


Der gänzlich unbemalte und unbeschriftete junge Mann am Pool fiel ihr gleich ins Auge. Tätowiert war inzwischen ja Hinz und Kunz.


Seine Bürokollegin und Vorgesetzte ist nach eigener Aussage eine dauergestresste Stress-Esserin. Sie hat immer eine Nussmischung und knackiges Obst griffbereit. Manchmal schlürft sie auch einen Pfirsich.


Und gestern hat er die noch bis zu seiner Rente vor ihm liegenden Arbeitsstunden ausgerechnet, auf der Firmentoilette sitzend, ohne Taschenrechner, mit leergeräumtem Blick.


Und jeden Morgen ein kurzer Blick auf bild.de, um zu wissen, was die Leute heute aufregen wird. Man will sich ja schließlich mitaufregen können und nicht dumm dastehen.


Aus schierer Geilheit ließ er sich auf diese geil aussehende Perle ein, die sich dann als gar nicht so geil entpuppte und der Alltag mit ihr war auch nicht so geil. Aber seine Kumpelz dachten, sie sei geil und das fand er wiederum total gut.


Als es dann endlich wirklich alle verinnerlicht hatten, grundsätzlich auf unverfängliche Floskeln auszuweichen, wurde es etwas langweilig. So stürzte man sich dann auf das vielversprechende Feld der politisch korrekten nonverbalen Kommunikation.