Sonntag, 28. August 2022

 Probleme, Ärger, Probleme, Ärger und wieder von vorn: Probleme, Ärger – was für ein Leben! Kennst du das? Du wischst dir den Arsch ab und die Scheiße auf dem Klopapier wird und wird nicht weniger.


Im Grunde ist sein Feierabend-Bier die Möhre, die dem Esel vorgehalten wird, um ihn anzutreiben. Und Herrgott ja, er weiß es doch selbst!


Er hatte jede Menge Witze auf Lager, auch so'n paar schlüpfrige, das waren ihm immer die liebsten. Einen Humor, den hatte er aber nicht. Beim Humor, da hörte sein Verständnis nun mal auf.


"Ja, kann sein, kann aber auch nicht sein", das war so ziemlich die einzige Festlegung, auf die er sich noch einließ, darauf konnte er sich noch verständigen, alles andere ging ihm entschieden zu weit.


Er lebt allein. Am Wochenende, am Freitagabend, da läuft Medical Detectives auf RTL NITRO, das schaut er sich an, seit Jahren schon, es wird ständig wiederholt, da bringen Menschen andere Menschen um.


Es war sinnlos, völlig absurd, er machte es eben, machte, was sie ihm sagten. Der Laden interessierte ihn nicht, alles, wirklich alles in dem Laden ging ihm am Arsch vorbei. Er hoffte nur, dass er nicht wird wie sie, dass er zumindest halbwegs bei Verstand bleibt.

Mittwoch, 24. August 2022

 Mit einem Haufen Kitsch im Kopf hatte man ihn ins Leben entlassen. Angelogen hatten sie ihn, ihm was vorgemacht, die ganze Zeit. Anders konnten sie es selbst wohl auch nicht ertragen.


Und dann stritten sie sich wieder, keiften sich an, weil, mit irgendwas will der Mensch ja auch beschäftigt sein. Bei all dem Trübsinn muss auch mal was los sein im Karton, sonst isses ja überhaupt gar nicht auszuhalten.


Entnervt und angewidert hatte er schließlich allem Bürgerlichen konsequent den Rücken gekehrt. Was ihn dann erwartete, war aber auch nicht gerade das Gelbe vom Ei; unbequem war es, auf Dauer unsagbar unbequem.


Schlechtes Fernsehen mit abgestelltem Ton, mehr brauchte er nicht mehr an "Entertainment", zumindest wenn er genug zu trinken da hatte.


All die Schwärmer und Begeisterten: Er ließ sie schwärmen und begeistert sein. Was ging ihn das an, was lag ihm ferner als deren Leben?


Eine "hohe Meinung"? – Scheiße nein, von nichts und niemandem hatte er eine hohe Meinung, auch nicht von sich selbst. Allein schon das nötige Vokabular für so eine hohe Meinung hatte er nicht und wollte es auch gar nicht, war es allzu oft ja doch nur gequält und verlogen.

Mittwoch, 10. August 2022

 Tja, wieder mal Bier, was will man auch sonst schon groß machen? Die Dinge sind nun mal, wie sie sind. Meine Meinung.


Im Suff habe ich mal einen riesigen, armdicken Ast in mein Zimmer geschleift und aufgestellt. Der war umsonst und man musste ihn nicht gießen. Das hatte mich überzeugt.


Ihr Geschmack war so kostspielig wie billig und auch sein Auto, sein ganzer Stolz, passte ins Bild.


Bereits als 16jähriger war ihm völlig klar, dass er mal ganz groß rauskommen wird. Mit Ende 60 beschlichen ihn dann aber doch langsam die ersten Zweifel.


Die allermeisten Namen in seinem Adressbüchlein könnte er eigentlich durchstreichen. In seinem Monatskalender stehen nur noch Arzttermine. Und die "TV klar" auf dem Beistelltisch ist wieder mal abgelaufen, ohne dass er auch nur einen einzigen Blick reingeworfen hat.

Mittwoch, 3. August 2022

 Aufdringlich war er, und prahlerisch, schon als Kind. Und für so ein Leben, wie er es anstrebte, war das genau das Richtige.


"Wissen Sie, das ist doch im Grunde alles so was von scheißegal", sagte ihm die altgediente Kollegin völlig unaufgeregt, als er ihr sein arbeitsorganisatorisches Problem geschildert hatte. Und das war das Wahrhaftigste und Vernünftigste, was er jemals in dem Laden gehört hatte.


Aus wirklich jedem Fragezeichen machte er immer gleich ein Ausrufezeichen. Weil er keine Ruhe im Arsch hatte, wie es seine Gemahlin umschrieb, er hatte einfach keine Ruhe im Arsch, ja nicht mal im hohen Alter hatte er eine Ruhe im Arsch, zum Verrücktwerden war das mit dem.


"Mach'n Kopp zu!" haben wir damals jemandem nahegelegt, wenn er offenbar nichts zu einer konstruktiven Konversation beizutragen hatte oder etwas geäußert hatte, was uns sonst wie missfiel. Auch damals ging es auf sprachlicher Ebene bereits ausgesprochen ruppig zu.

Montag, 1. August 2022

 Sich einmal in der Firma so richtig und allen Ernstes als "Held der Arbeit" fühlen und dann auch noch so umherstolzieren: Herr K., der neulich zum Büroleiter ernannt wurde, schafft das 3 bis 4 Mal die Woche. Selbst beim Gang zum Klo strahlt er dann diese Dominanz und Würde aus.


Eine fatalistische Katastrophenmüdigkeit und ab und an ein paar Bier, das ist so seine Masche. Was andere so anstellen, um bei all dem Scheiß noch irgendwie durchzuhalten, das ist dann eben deren Masche.


Ihn beschleicht so das Gefühl, dass alles nur noch nach hinten losgeht. Alles, was er macht, geht nach hinten los. Bei anderen auch, überall, im Kleinen wie im Großen: Alles geht nur noch nach hinten los. Als ob da so eine Gottheit ihren Schabernack mit uns Dummerchen treibt.


Dass "betont lässig" nun aber ein Oxymoron ist, das sollte man dem ein oder anderen Schnöselhipster vielleicht doch mal bei Gelegenheit versuchen zu erklären.


Sein Leben als Karteileiche und Dunkelbezifferter war ja jetzt auch nicht so außergewöhnlich. Er wurschtelte halt so vor sich hin und es interessierte niemanden. Und das wars dann ja auch schon.


Was manche einfach so daherreden, das ist doch glattweg ungeheuerlich und dann steht da so eine Ungeheuerlichkeit im Raum und die reden einfach weiter so daher. Weil's ja ganz natürlich ist, das einfach so Daherreden, weil's der Mensch ja braucht und ihn ja erst gesellig macht.


Statt sich mit anderen Angestellten solidarisch zu fühlen, spielte er bei seinen jährlichen Pauschalurlauben gegenüber dem Hotelpersonal gern den Chef, mal herrisch, mal gönnerhaft. Das bedeutete ihm viel und man ließ ihm die Illusion.