Mittwoch, 21. Oktober 2020

 Der ruhige Bertram war beliebt. Immer so angenehm ausgeglichen sei er, sagten sie, und auch so ein guter Zuhörer. Dass er vom Leben und den Menschen einfach nur gelangweilt war, behielt Bertram für sich. Und müde war er, immerzu müde.


In ihrer Kaufsucht dichtete Sonja R. den Konsumartikeln immer gern eine persönliche Bedeutung an, um den Kauf zu rechtfertigen. Dieses Spielchen machte ihr Leben zusehends bedeutungslos.


Die schroffe Frage "Bist du ein Mann oder eine Memme?" war in seiner Kindheit und Jugend von spielerischer Bedeutung. Nun, im fortgeschritten Alter, angesichts seines körperlichen Abbaus gewinnt sie eine durchaus ernsthafte Relevanz.


Metallbauer Ulrich R. war Pragmatiker durch und durch. Dass er irgendwann sogar den eigenen Körper nur noch als ein Werkzeug begriff, machte ihn ganz nebenbei zum Philosophen.


Um sich selbst die Festgefahrenheit seines Lebens zu vergegenwärtigen, lässt sich Uwe W. seit Jahren jeden Morgen von "I Got You Babe" wecken. Eine Andie MacDowell ist ihm allerdings noch nie über den Weg gelaufen - dafür jede Menge Ned Ryersons.


Als er wieder mal ein vernichtendes Arbeitszeugnis über einen einjährigen, völlig abstrusen McJob in den Händen hielt, lachte er Tränen: "... war sich der arbeitsspezifischen Anforderungen durchaus bewusst und daran interessiert, seine ausbaufähigen Kenntnisse einzusetzen."


Die alltägliche Verlogenheit der Menschen machte ihn immer wütend. Als er dann aber begriff, sich mit ihr arrangieren zu müssen, mischte er recht ordentlich mit und merkte es irgendwann auch gar nicht mehr.


Bis Holger H. endlich den Dreh raushatte, mit dem die anderen erfolgreich waren, war der schon längst abgedreht. So lief es jedes Mal und Holger versuchte mit kopflosem Hinterherlaufen weiterhin sein Glück.


Als er dann Alkohol zu sich nahm, musste er feststellen, dass da nun nichts mehr war, wofür es sich zu trinken lohnt. Lothar R. war in seinem Leben definitiv an einem Punkt angelangt, den man umgangssprachlich "am Arsch" nennt.


Die narzisstische Hochglanzinszenierung von Hinz und Kunz als soziale Übereinkunft - zum Glück bin ich für so einen Unfug allein schon viel zu faul.


Ihr Outfit ist ausdrucksstärker als ihr Sprachvermögen, sie ist ein Kind ihrer Zeit und gern gesehen.


Kalorien zu reduzieren, indem man sich mit einer Süßigkeit tröstet, die einem nur so lala schmeckt, funktioniert vielleicht, wiegt den hinterhältigen Selbstbetrug aber in keinster Weise auf.


Montag, der ruppige Proll der Wochentage. Immerhin löst er den öden Snob Sonntag ab.