Sonntag, 31. Januar 2021

 Betrunkene Krakeeler auf der Straße bringen mich jedes Wochenende um meine Nachtruhe. Oft auch während der Woche. Gibt es so was wie ausgleichende Gerechtigkeit, zahle ich gerade für meine Jugend.


Die Lästernden sind im Grunde dankbar, wenn man ihnen nicht zustimmt. Man möchte in seiner Lästerei nicht bestärkt werden; es sei denn, man ist durch und durch boshaft.


Wegen jeder Kleinigkeit musste Heinrich R. immer gleich ein Fass aufmachen. Wirklich jeder Anlass kam ihm gerade recht, um einen zu heben.


klar kann man sich das Leben schön saufen, aber schön ist das nicht, aber immerhin


Bis über seinen Tod hinaus wusste Inge G. nie, was sie von ihrem Onkel Winfried G. eigentlich halten sollte, und so sagte sie immer, wenn das Gespräch auf ihn kam: ja ja, der Winfried, das war schon einer.


Der in die Jahre gekommene Popstar verachtete seine alten Hits und verwurstete sie auf Konzerten in ein schmieriges Medley. Das in die Jahre gekommene Publikum war zufrieden und klatschte geordnet mit.


Bei so vielem hatte man ja immerhin die Vorfreude.

Dienstag, 26. Januar 2021

 Betrunken und geistreich, das konnte durchaus mal vorkommen, aber meistens wurde er nur betrunken und das reichte ihm, denn er war genügsam und ohne Eitelkeit.


Statt die innere Unruhe zu bekämpfen, ließ er sie einfach machen. Sie tobte umher wie ein überdrehtes Kleinkind und er setzte sich und schaute amüsiert zu.


Es ist herz- und witzlos, permanent witzig sein zu wollen.


Erst romantisiert, dann auch noch verkitscht; der Liebe hat man damit keinen Gefallen getan. Kein Wunder, dass sie sich nur noch selten blicken lässt.


Tja, irgendwann ist die Luft nun mal raus: nach all der Aufgeblasenheit nur noch runzelige Schlaffheit. Der Mensch ist ein Luftballon.

Montag, 25. Januar 2021

 Im Dunkeln ging er zur Arbeit, im Dunkeln kam er wieder heim und wenn er dann im Schlafzimmer das Licht ausmachte, wusste er schon nicht mehr, was er den ganzen Tag überhaupt gemacht hatte.


In der Tasche eines alten Sakkos, das er schon lange nicht mehr getragen hatte, fand Herr S. einen alten Kassenbon. Er gab ihm den Namen Bon Jovi. Für die gleichnamige Musikkapelle hatte er hingegen noch nie etwas übrig.


auch bei anspruchsvoller Musik kann man sich dumm und dämlich saufen


All die Jahre Gespräche übers Wetter, immer wieder Wetter, Wetter, Wetter. Und Krankheiten. Und Backrezepte. Er kam da nicht gegen an, war nur noch müde, permanent müde.
Müde von Wetterfühligkeit, sagte sie.


Die Menschen begehren das, was sie in Filmen sehen. Es ist so billig wie effektiv, es ist beängstigend.


Aasendes Getier schart sich um den Rest des gefiederten Haufens. Ich, zentralheizungswattiert, mache den Kühlschrank auf, Marke Privileg.


In seiner Kindheit und Jugend bekam er ständig zu hören, wie existenziell wichtig Geist und Kultur sind. Erst als er sich auf dem Arbeitsmarkt als überstudierter Geisteswissenschaftler wiederfand, dämmerte es ihm.

Freitag, 22. Januar 2021

 Nach Schließung der Dorfkneipe, des Dorfladens und des Dorffrisörs spielte sich das öffentliche Leben noch auf dem Dorffriedhof ab.


Unser Dorfdealer hatte damals so seine "Konnekschöns", über die er sich gern großspurig ausschwieg.


Als es in den Dörfern noch Dorfkneipen gab, gab es auch immer was zu erzählen. Jetzt tratscht man über Verborgenes.


In der Dorfschule wurden damals alle Dorfkinder gemeinsam in 4 Klassenstufen unterrichtet. Erst nach der 4. Klasse trennte man die Kinder wohlhabender Eltern von denen der weniger wohlhabenden.


Der Dorfquerulant zog in die Stadt und wurde Aktivist.


Die Dorfjugend traf sich damals an der Bushalte.
Nein, die Bushalte stand nicht symbolisch für die Sehnsucht nach Aufbruch und Ferne. Dort stand eine Bank und es war überdacht.


Der Dorftrinker in meiner Kindheit hieß Erwin T. Sein Alkoholismus war Teil der öffentlichen Unterhaltung. Heutzutage gibt es hier keinen Dorftrinker mehr, dafür aber RTL2.


Der DJ der Dorfdisko kam von irgendwo außerhalb und sein Repertoire an Schallplatten und flotten Sprüchen war auf fast schon zynische Art und Weise äußerst begrenzt.

Montag, 11. Januar 2021

 Mit der Vernunft ist es nicht weit her, der Körper mit seinen Befindlichkeiten leitet dir den Weg und irgendeine Erkrankung gibt dir dann irgendwann den Rest. Der Mensch sollte runter von seinem hohen Ross.


Dasitzen, das Jetzt ertragen und plötzlich laut loslachen müssen. So kanns gehen.


Selbstironie befreit und ist der Schlüssel zum Herzen der Menschen. Aber viel lieber macht man sich mit seiner Eitelkeit das Leben schwer.


Aber der Mensch ist allzu oft ein gieriger Idiot.


Kleine Arschlöcher mit ihrer von sich gegebenen Scheiße bitte kommentarlos auflaufen lassen! Vielen Dank. - Die großen lassen sich so womöglich auch mal weg ignorieren.


Holger 'Holgi' O. trug alle Tage T-Shirts mit humoristischem Aufdruck. Gern hätte er mal eine Frau rumgekriegt, aber niemand sagte es ihm.


Um ihren Alkoholismus zu vertuschen, kaufte sie zu ihrem Wein immer auch eine Glückwunschkarte. Die Kassierer*innen wussten natürlich Bescheid, gaben sich aber ahnungslos und schenkten ihr jedes Mal ein freundliches Lächeln. Was sollten sie auch sonst tun?


Nicht zuletzt wegen der vielen spöttischen Bemerkungen bzgl. seines Namens etablierte Hr. Ernst Fröhlich im Laufe der Zeit seinen unerschütterlichen Gleichmut.


Sogar das Liegengelassene, das sich durch das Liegenlassen längst erledigt hatte, lag bei ihm noch lange rum.


Schon sehr früh stand er lieber abseits und schaute nur zu und als dann im Kindergarten und in der Schule dieser Mitmachzwang über ihn hereinbrach, war's endgültig aus.

Sonntag, 10. Januar 2021

 Mein Opa sagte immer "alle in einen Sack, Knüppel druff, triffstde keinen Falschen", wenn es um arbeitsscheue Hippies, rauchende Frauen oder sonstige Linke ging. Nein, mein Opa war keiner dieser warmherzigen, verständnisvollen Kuschelopas.


Damals, als das Fernsehen noch was war, da liefen noch eindeutig abwechslungsreichere Wiederholungen.


Und so sprach der Herr: Am dritten Tag in Folge aber ist auch die schönste Schlemmerei und Sauferei nur noch ein Akt der Trostlosigkeit.
Ja, so sprach er daher und so richtete er es auch ein, der olle Miesepeter.


Zeitlebens nahm er sich stets ernst und wichtig und so war er denn trotz all seiner Reichtümer nur ein armer Wicht.


Altersresigniert bestellte sich Gerhardt D. diesmal ein alkoholfreies Bier und der sonst so verkniffene Mund seiner Gattin Gerda verzog sich prompt zu einem triumphierenden Grinsen.


Ausrufezeichen sind unsympathisch!


Ihr Geltungsbedürfnis war enorm und alles, was sie tat, tat sie mit lautem Gepolter und strenger Miene. Sie war ein ganzer Kerl und niemand mochte sie.


Seine Eloquenz ist selbstverliebt und schwatzhaft. Floskeln werden umso abstoßender, je geschliffener sie daherkommen.

Freitag, 1. Januar 2021

 Der faule Hund ist faul aus naturgegebener Vernunft; er ist satt und hat es warm. Der Mensch in gleicher Lage hingegen zieht es vor, unzufrieden zu sein.


Je länger man sich ans Alleinsein gewöhnt, desto schwieriger wird's.


Die nach der Pandemie wieder einsetzende soziale Distanzlosigkeit ließ ihn ein ums andere Mal erschaudern und so suchte er wieder Zuflucht in der längst liebgewonnenen Zurückgezogenheit.


Wenn die Leute einen ständig fragen, wie es einem geht, sollten sie sich nicht wundern, wenn einem das Lügen zur Gewohnheit wird.


Der ewige Kneipenhocker Knut W. träumte noch von einer krassen Karriere als krasser Dartprofi. Alle anderen Träume waren in "Michi's Dart-Eck" längst ausgeträumt.


Unter Alkoholeinfluss unterliegt man immer wieder so mancher Fehleinschätzung, vor allem die eigene Tiefsinnigkeit, Witzigkeit und Unwiderstehlichkeit betreffend. Und dann gibt es noch die Kandidaten, die dafür nicht mal Alkohol benötigen.