Montag, 7. Dezember 2020

 Seit über 20 Jahren stand sie nun schon hinterm Tresen und hinter ihrem opulenten Vorbau pochte ein Herz immer noch so groß wie ein Mannschaftszelt und immer schon viel zu groß für nur den Einen.


Als Rolf O. mittags seine Sozialwohnung in seiner speckig grauen Jogginghose verließ und breitbeinig das Treppenhaus runter tänzelte, fühlte er sich wieder mal wie Rocky in Rocky(1) und solche Momente gehörten ihm, ihm ganz allein.


Sein Reflex, Komplimente eingeschüchtert zu relativieren, hielt sie nicht davon ab, ihm weitere zu machen. Sie wusste selbst, wie das ist.


Zu ihren üblichen kleinen Gehässigkeiten gesellte sich seit kurzem auch noch das böswillige Missverstehen seiner Äußerungen. Aber Kai-Uwe war da hart im Nehmen, denn er kapierte es nicht so recht.


Zeitlebens drangsalierte Georg S. andere mit seiner Boshaftigkeit und so erwachte er eines Morgens aus unruhigen Träumen verwandelt in einen seltsam verkrusteten Waschlappen neben dem 15jährgen Torben B. auf dessen Nachtschränkchen.


Irgendwann merkte Sarah S. selbst, dass ihre Empörung erst so richtig in Fahrt kam, wenn es weniger um die Sache als vielmehr um sie selbst ging. Um das zu verschleiern, kniete sie sich noch mehr rein.


Seinen imaginären Spuckschutz gegen Gift und Galle spuckende Schreihälse musste er sich lange antrainieren, aber jetzt sitzt er, wackelt und hat Luft.