Montag, 7. Juni 2021

 Der Suff, die Partys und die Vögelei und das ganze Theater drumherum waren irgendwann keine große Sache mehr und das ratlose, entspannte Rumsitzen gewann an Relevanz.


Das Leben bewegungsarm, das Gemüt gefühlsarm, das Gesicht ausdrucksarm. Er war kein Philosoph, er war der Hartmut M. und wurde 78 Jahre alt.


Manchmal wünscht er es sich so sehr: einfach mal einstimmen in das gesellige Gelächter. Aber er schafft es nicht, bringt es einfach nicht über sich, sich selbst so zu verleugnen.


Sophia A. wuchs behütet auf, ging immer gern zur Schule und nach dem Abitur hat sie ihre Lieblingsfächer auf Lehramt studiert und jetzt freut sie sich, direkt wieder in die Schule zurückzukehren, um mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen Kinder aufs Leben vorzubereiten.


Also früher, da haben die Leute ja auch noch viel mehr gelesen. Zum Beispiel morgens die BILD, damit man dann auf Arbeit was hatte, worüber man sich aufregen und mit den Kollegen einer Meinung sein konnte. Da herrschte noch Zusammenhalt und noch nicht diese zänkische Diversität.


Das Lottoschild an seinem Stammkiosk lässt ihn in Illusionen schwelgen: 11 Millionen! Statt eines Lottoscheins kauft er sich aber lieber noch 'ne Dose Bier und schwelgt damit weiter in seinen Illusionen.


Der alte Mann, der immer das Gleiche erzählt, weil er niemanden mehr hat, mit dem er mal was Neues erlebt: Er merkt es ja selbst, aber was will er denn machen? Phantasie hat er noch nie besessen, in seinem Leben war kein Platz für Phantasie.


Tatsächlich liegt es ihm fern, witzig sein zu wollen. Oft ist er es einfach. Er ist ein humorvoller Mensch, kein Witzbold.


Menschen, die nicht gleich beleidigt und auch nicht ewig nachtragend sind: nur schwer vorstellbar für Menschen, die gleich beleidigt und ewig nachtragend sind.