Samstag, 24. Juli 2021

 Damals in den Absturzkneipen gab es immer den einen, etwas gepflegteren Alkoholiker, der, mit einem dubiosen Presseausweis ausgestattet, gegenüber den anderen Besoffenen gern vage Andeutungen machte über diese eine große Sache, an der er gerade dran war. Den Ausweis hab' ich heute noch.


Als Kind habe ich viel mit einer "Big Jim"-Actionfigur gespielt. Ich weiß noch, wenn man ihm den Bizeps anspannte, sprengte er eine silberne Oberarm-Manschette. Kein Wunder, dass ich später so lange keinen normalen, bürgerlichen Beruf erlernen wollte.


Sein Leben war nicht aufregend oder erfolgreich, in keinster Weise besonders. Eher langweilig. Aber es war seins. Niemals hatte er sich groß reinreden oder drängen lassen und darauf kam es ihm an.


Und als er dann endlich über die finanziellen Mittel verfügte, sich all seine Jungen-Männer-Wünsche zu verwirklichen, konnte er sich endlich selbst von deren Lächerlichkeit überzeugen.


Mit seinen Geschichten schmeichelte er sich selber. Und auch die Geschichten an sich waren vulgär.


Es stimmt: Seine vermeintliche Arroganz ist lediglich eine unbeholfene Schüchternheit. Genauso stimmt, dass er mit den meisten Menschen aber tatsächlich nichts zu tun haben will.


Für das Leben anderer Leute war er einfach zu müde und seine Frau mit ihrer Tratschsucht machte ihn irre. Am liebsten trank er sein eiskaltes Feierabendbier, allein, ganz bei sich.


Und die getrennten Schlafzimmer waren dann der Anfang vom Ende ihrer Zerstrittenheit.


Männliche Schwatzhaftigkeit ist relativ selten anzutreffen und wenn, dann beruht sie nie auf Gegenseitigkeit.