Sonntag, 7. Februar 2021

 Allen, einschließlich ihm selbst, war klar, dass man ihn für den Betrieb nicht mehr brauchte, doch ließ man ihn in Ruhe, solange er nur mitspielte und professionell Beschäftigung vortäuschte. Er gehörte schließlich nicht zum Fußvolk.


Seine Chefin ermahnte ihn, mehr Begeisterung zu zeigen. Immerhin sagte sie zeigen und nicht empfinden oder aufbringen. Aber so oder so fühlte er sich längst zu alt für dieses ganze Getue.


Laut und völlig überdreht erzählte Elena N. dem Herrn S. ein im Grunde völlig banales Wochenenderlebnis und Herr S. empfand tiefe Dankbarkeit für seine eigene unaufgeregte Wirklichkeit.


Er legte großen Wert auf große Markenlogos auf seiner Kleidung und auch sonst war nicht viel mit ihm los.


Enttäuscht und entnervt fragte ihn seine Frau, ob er denn überhaupt noch für irgendetwas zu begeistern sei. Als er ehrlich und besonnen antwortete: für Ruhe und Gelassenheit, wurde sie so richtig borstig.


Manchmal erkannte auch er die Zeichen die Zeit, aber ihn interessierte das Zeitlose oder Unzeitgemäße. Die Zeichen der Zeit, das war was für miese, kleingeistige Spekulanten.


Seinen Seelenfrieden fand er bereits in Kleinigkeiten, für ihn war ohnehin alles keine große Sache mehr.


Die für ihre Tratschlust bekannte Kollegin Elena N. sieht es kritisch, dass das Kollegium im Pausenraum nur noch auf Smartphones starre, statt miteinander zu reden. Dies sei eine äußerst bedenkliche Entwicklung, gibt sie zu bedenken.