Montag, 23. November 2020

 Auf der Filmhochschule sah sich Marlon M. schon als Der Deutsche Tarantino. Jetzt, mit Ende 30, bringt er für RTL2-Produktionen Hartz IV-Empfänger dazu, sich vor laufender Kamera lächerlich zu machen. Es geht ihm gut dabei, es schmeichelt seinem Ego.


Statt Tatendrang und Vergnügen empfindet Friedrich F. nur noch eine sture und mürrische Bequemlichkeit. Das habe ich mir verdient, pflegt er zu argumentieren.


Sich die Dinge schönreden ist ein schaler Betrug. Schön denken eine Kunst.


"Ja, dann ist das eben so!": Die Lieblingsfloskel der Abteilungsleiterin, wenn sie mal wieder nicht weiter wusste, wurde nach und nach zur Lieblingsfloskel der ganzen Abteilung und das Arbeiten dort zusehends angenehmer.


Die giftige Empörung war längst Teil des Spiels und fing auch schon an zu langweilen.


Als er dann den ganzen Krempel seiner Eltern erbte, wusste er wieder, warum er selbst so genügsam lebte.


Seine alten Lieblingsfilme und -sendungen schaut er am liebsten in aller Ruhe und leicht zugedröhnt mit abgestelltem Ton. So, als hielte er deprimiert Rückblick auf sein vertanes Leben.


Sein Leben ist ereignisarm und deswegen gefällt es ihm immer besser.


Wenn im Moment des Sterbens das ganze Leben wirklich nochmal an einem vorbeizieht, müssen 'ne Menge Leute bald damit rechnen, dass sie sich dabei größtenteils auf der Couch vor dem Fernseher wiederfinden. Also zumindest, wenn es authentisch und objektiv vonstatten geht.


Er war nicht unbedingt faul, eher entspannt und unambitioniert. Und er hatte was vom Leben, ohne es zu etwas gebracht zu haben.


Der brave Angestellte Sigmar R. sympathisiert im Büro heimlich mit den immer wieder störrisch verdrehten Telefonhörerkabeln.


Das Leben, das seine Eltern ihm vorgelebt haben, hat ihm nicht gepasst. Das Leben, das er dann geführt hat, war's aber irgendwie auch nicht. Immerhin hat er's niemandem vorgelebt.