Sonntag, 1. November 2020

Als Kind wollte er Drachen töten, seine Feinde zerschmettern und irgendwas mit der Prinzessin machen. Jetzt trägt er 8 Stunden täglich ein quietschbuntes Poloshirt mit dem Logo seines Arbeitgebers auf der Brust und ist zur Freundlichkeit verpflichtet.


Das Leben des Steuerfachgehilfen Manfred M. verlief unaufgeregt und verlässlich. Auf dem Weg zur Arbeit lag ein unbeschrankter Bahnübergang. Musste er bei Rot halten, wurde die Vorstellung, kurz vor dem Zug doch noch schnell loszubrettern, von Mal zu Mal drängender und erregender.


In jungen Jahren hatte er sich auf so ein ausgesprochen hübsches und ebenso dummes Ding eingelassen und musste sich dann für den Rest seines Lebens mit ihr unterhalten. Irgendwann lutschte er Minzbonbons und die Flaschen versteckte er im ganzen Haus verstreut.


Beruflich endlich Fuß gefasst konnte er sich dann all die Schallplatten kaufen, die er schon so lange haben wollte. Die überwältigenden Emotionen, die die Musik in seiner Jugend bei ihm ausgelöst hatte, aber nicht.


Gehen Schulklassen eigentlich immer noch ins Kino für pädagogisch wertvolle Filme? Wir waren damals in "Gandhi" und der Film inspirierte uns: Bereits am nächsten Tag kursierte auf dem Schulhof der Witz "Mahatma Gandhi und ma hat ma Husten".


Als das "A-TEAM" damals im deutschen Fernsehen anlief, sahen Jens und Carsten allein aus tiefsitzendem Respekt vor dem deutschen TÜV davon ab, sich affengeile Extras an ihre Autos zu schweißen.


Bereits voller Sorgen besorgte er sich noch mehr Sorgen, um endlich vom vielen Sorgenmachen erschöpft und gleichgültig seinen Frieden zu finden.