Sonntag, 22. September 2019

Herr S. mochte grundsätzlich keine Schreihalserei.


Ach ja, der Sonntag in all seiner Pracht und Herrlichkeit, seufzt Herr M. beim Durchblättern der TV-Movie, während Frau M. den in der Ferne studierenden Sohn antelefoniert, nachdem sie die Reste vom Sonntagsbraten für die Tiefkühltruhe portionsgerecht eingetuppert hat.


Langzeitstudent und Witzbold Uwe E. nennt es "Business-Walking": Mit Anzug, Krawatte und Rucksack läuft er hastig und rücksichtslos durch die Innenstadt. Dazu, für die Performance wichtig, gelegentlich ein demonstrativ ernster Blick auf die Uhr. Ein neuer urbaner Funsport?


Er hatte formal eine recht verantwortungsvolle Position inne, da aber der Betrieb, im Grunde die ganze Branche, an sich völlig unnötig, überflüssig und lachhaft war, betrachtete er das alles als Witz. Das nichts ahnende Kollegium schätzte seine entspannt humorvolle Art.


Als er irgendwann keine Lust mehr hatte und einfach damit aufhörte, Gespräche dominieren zu wollen, tat er den anderen einen großen Gefallen und sich selbst einen noch viel größeren.


Seitdem sie sich auf ihre Kolleg*innen gerade nur noch so weit einließ, wie es die Arbeit unbedingt erforderte, sah man sie immer öfter mit einem diebischen Schmunzeln durch die Büros laufen.


Breitbeinig und mit leeren Augen sitzt er da und kaut Kaugummi mit weit aufgerissenem Mund. Er ist überzeugt von seinen Zähnen, von seinem Lächeln, von seinem Charme, ja, von sich als geilem Gesamtpaket.