Sonntag, 16. Dezember 2018

Er war jetzt Mitte 50 und fühlte sich ausgebrannt. Das einzige, was er sich noch für seine Arbeit wünschte, war, ein paar liebgewonnene Routinen beibehalten zu dürfen. Aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert.


Ein vorlautes Verb belebt den Satz; ein konformistisches Adjektiv killt ihn.


Die Behauptung, er reinige den mit Haaren und Schmodder verklebten Ausguss ganz bewusst nicht, können doch so keine Spinnen mehr daraus hervorklettern, funktioniert auch bei seiner neuen Freundin ziemlich gut.


Der konservative Sparer Heinz K. stellt sich oft vor, dass seine Wohnung in seiner Abwesenheit komplett ausbrennt. So vergegenwärtigt er sich, dass alles wirklich Wichtige sich in seinem Kopf und auf seinem Bankkonto befindet.


Ihre Lieblingsfloskel „Is' mir doch egal“ gebrauchte Carmen K. auch noch im Erwachsenenalter gern und oft. Dass sie weder beruflich noch gesellschaftlich besonders erfolgreich war, war ihr doch egal.


Er gehört dem Arbeitsmarkt, getrieben von einer Befristung zur nächsten. Das günstige Provisorium ist sein Zuhause und die Sehnsucht nach einer Geborgenheit, von der er nur noch eine vage Vorstellung hat, quält ihn in seiner Einsamkeit.


Dass das "eigentliche" Problem immer woanders liegen soll, irgendwo "tiefer", hielt der hemdsärmelige Pragmatiker Ulf P. für eine billige Ausrede, ein bequemes Ausweichen. Als eingefleischter Junggeselle hatte er natürlich keinen blassen Schimmer.


Nach getaner Arbeit kam er heim, redete von der Arbeit und dann war Schlafenszeit. Ihre Wochenenden verstrichen zäh in ratloser Lethargie und giftigem Schweigen.