Donnerstag, 22. Februar 2024

 Nicht nur sein Auftreten, sein ganzes Wesen ist von marktschreierischer Penetranz. Er ist nur eine kleine Nummer, ein Möchtegern, aber ihm und seinesgleichen gehört die Welt, daran lässt er keinen Zweifel.


Weil draußen das Wetter mal wieder seit Tagen grau, stürmisch und verregnet ist, sagt Friedrich M. zu seiner Frau: "Die haben uns unser Klima schön kaputt gemacht." Er schaut viel fern, so Sendungen, weiß das immer alles.


Klar könnte ich mit der Sauferei aufhören, jederzeit. Aber was soll ich denn bitteschön den lieben langen Tag machen? Die Wohnung putzen? Mein Geld zählen? Gedichte schreiben? Ihr habt sie doch nich' alle!


Er sieht sich schon im Ruhestand, wo er sich dann mit irgendeinem Blödsinn beschäftigt; auf jeden Fall mit so was, wo er viel unter Leuten ist, denen er dann gehörig auf den Sack gehen kann. Er hat da schon die ein oder andere Idee.


Nein, reich wird man damit nicht, aber er arbeitet gern in seinem Second Hand-Plattenladen. Würden da nur nicht immer wieder diese Arschgeigen aufkreuzen, die sich selbst als "ernsthafte Sammler" bezeichnen und ihn mit ihrem Scheiß belehren.


Bei der Politik, da hält er sich raus, mag den Scheiß nicht hören. Wenn einer am Tresen damit anfängt, dann fokussiert er sich auf sein Bier, atmet, nimmt 'nen Schluck, atmet, steckt sich 'ne Kippe an, inhaliert, atmet ...  –  Wenn's drauf ankommt, macht er das den ganzen Abend.


Bis ins hohe Alter schwelgte er in kindischen Tagträumen. In ihnen war er very special, 'ne coole Sau, einer der ganz Großen, der, der es schließlich allen zeigt. Daraus wurde natürlich nichts, aber das Schwelgen war schon schön.


Als er dann begriff, dass es sinnlos war, dass es ja doch nicht besser wurde, schloss er endlich Freundschaft mit der Trostlosigkeit und Ohnmacht, trank ein Bier mit ihnen, oder auch mal zwei oder drei. So ging die Zeit dann letztlich auch gut rum.