Mittwoch, 3. Januar 2024

 Altgewordene Paare, die immer noch liebevoll und ruhig miteinander umgingen, waren die einzigen Menschen, die ihn noch rührten. Das, was sie hatten, war so ziemlich das Größte, was er sich vorstellen konnte.


Wohl ahnend, dass sein Unglück allein in ihm selbst lag, schraubte er aber weiterhin lieber an den äußeren Bedingungen. In seiner Umtriebigkeit fand er immerhin etwas Ablenkung.


Auf dem frühmorgendlichen Gang zur Arbeit fand er auf der Straße einen zerknüllten 20 Euro-Schein. Den hat bestimmt so'n rotzbesoffener Nichtsnutz verloren, dachte er sich und die Schadenfreude darüber erheiterte ihn mehr als die 20 Euro. Die brauchte er im Grunde gar nicht.


Am häufigsten und liebsten aber schimpfte er übers Wetter, die höhere Gewalt, an der sich nicht rütteln ließ und die sich im Übrigen generell nur wenig beeindruckt zeigte über den über sie geäußerten Unmut.


Schlagertexte und die Drehbücher der Vorabendserien waren die Quellen ihres Weltbildes und ihrer Lebenseinstellung; ihrer Philosophie wenn man so will. Und sie kam damit zurecht, alles gut – als sei die Welt für sie gemacht.


Er fühlte sich gut. Er machte sich noch ein Bier auf und er fühlte sich so gut, wie man sich nur gut fühlen konnte. Leute, was ging es ihm gut! Aber dann hörte er, wie sie die Wohnungstür aufschloss, wie sie den Schlüssel ins Schloss rammte.