Sonntag, 15. Oktober 2023

 Er hörte sich selbst gern reden. Was er redete, war keineswegs originell oder denkwürdig, auch nicht amüsant, ganz im Gegenteil, aber er hörte sich nun mal selbst gern reden.


Andere lernten eine Frau kennen, zeugten ein Kind, bauten ein Haus und machten es sich irgendwann vor einem 70-Zoll-Fernseher in ihrem Wohnzimmer bequem. Sascha M. startete direkt mit dem 70-Zoll-Fernseher in seiner Einzimmerwohnung und dabei blieb es dann.


Sicherlich sind höfliche Menschen oft unehrlich, nicht verlogen, aber doch schon unehrlich. Im täglichen Miteinander, gerade hier in Deutschland, bekommt man allerdings schon oft genug verbal eine vor den Latz geknallt, da lobt man sich doch diese Unehrlichkeit.


Sehnsuchtsgeschwätz, schwelgen in Worten: Irgendwann ist auch mal gut, irgendwann muss der Mensch auch mal ran an den Speck und sich gehörig vollfressen; wird er doch ansonsten übellaunig und gehässig – so wie er nun mal beschaffen ist, der Mensch.


Auf das, was sie sagte, gab er schon längst nichts mehr, eher schon auf das, was ihr mal in einer Aufregung so versehentlich rausrutschte. Von Bedeutung war ohnehin nur, was sie tat.


Ich bin nur heilfroh, dass ich keinen Punk als Nachbarn hab'. Wissen Sie, ich war früher selber Punk.


Punk, Popper oder Proll: Mit der Einteilung mussten wir damals auskommen, das war's an Selbstbestimmung und Identität. Gut, den Normalo gab's auch noch, aber der zählte nicht.


Aber dann interessierte und reizte ihn das alles nicht mehr, und dann stand er nun da wie ein ratloses Kind, das mit einmal aus seinem Spielzeug herausgewachsen ist und melancholisch wird.