Sonntag, 9. Januar 2022

 Der Zorn Gottes wird euch treffen! In all seiner Unbarmherzigkeit wird er euch zerschmettern, euch niedermetzeln! Mit zerrissenem Fleisch und zerborstenen Knochen werdet ihr winselnd daniederliegen und elendig zugrunde gehen! - Oder auch nich, is halt schon auch Glückssache.


Sein Schicksal war es nicht gewesen, vielmehr sein Denken. Aber das war ihm erst klar geworden, als die ganze Chose für ihn schon gelaufen war. Er machte sich noch ein Bier auf und blickte mal wieder zurück, nach vorn mochte er nicht mehr.


Dass sein Job inzwischen größtenteils ein Bullshit-Job ist, also in der Hauptsache aus völlig unnötigen und sinnlosen Tätigkeiten besteht, hat er längst akzeptiert und er nimmt es mit Humor. Dass sich sein Privatleben ähnlich entwickelt, hat er noch nicht bemerkt.


Der dort herrschende raue Umgangston war nicht "im Grunde herzlich" und auch nicht "einfach nur ehrlich", er war vulgär und gerade ihm gegenüber, da er sich trotz allem seine Höflichkeit bewahrte, sehr herabsetzend.


Manche Gespräche lassen ihn vollkommen dummes Zeug reden. Entgeistert hört er sich dann selber zu. Im Beruflichem vor allem, mit Kolleginnen und Kollegen, da redet man gezwungenermaßen viel dummes Zeug.


Seine Geltungssucht ließ ihn zeitlebens nicht los. Und deswegen veranstaltete er all dieses Getöse und Getue. Sein ganzes Leben: ein einziges Getöse und Getue. - Was für ein Affentheater, was für ein armer Wicht!


Und alle waren sie dann darauf aus, voller Überzeugung und Stolz einen möglichst großen Haufen zu machen, einen so richtig mächtigen Haufen. Natürlich auch als Hinterlassenschaft für die Nachkommen, ach was, für die Nachkommen - für die gesamte Nachwelt!


Seit knapp einem Jahr trinkt er keinen Alkohol mehr. Immer mal wieder erzählt er anderen, wie gut es ihm jetzt geht und wie wohl er sich jetzt fühlt. Nicht weil es wirklich so ist, sondern um sich selbst zu motivieren und das ist völlig in Ordnung.


Die Trinkerei war keine große Sache mehr. Seine Sorgen und Ängste lösten sich in Stumpfsinn auf, das war's. Wäre sein Leben nicht so kläglich und er nicht so ein Jammerlappen, könnte er glatt drauf verzichten, aber so - er gönnte sich noch ein Glas.


Die Aussage, ausgetüftelt, wie sie war, wollte zugleich auf vielen Wegen unterwegs und in vielerlei Stuben willkommen sein; sie landete im Nirgendwo.