Dienstag, 4. Februar 2020

Er ist ausgesprochen sensibel und hat eine romantisch lyrische Ader. Aber wenn er wieder mal den Ozean bemüht, um seine Gefühle für sie zu beschreiben, geht ihr das langsam ganz schön auf den Sack.


Er verstand und fühlte mehr, als er es je mit Worten hätte ausdrücken können. So entdeckte er die Musik für sich und erlernte das Klavierspiel und auch da wurden ihm dann seine Grenzen aufgezeigt.


Ihr Leben lang klebte sie die ewig gleichen Fotos von Familienurlauben und Familienfeiern akkurat in chronologisch geordnete und entsprechend beschriftete Fotoalben ein. - Nein, mit moderner Kunst hatte sie so rein gar nichts am Hut.


Dramaturgisch betrachtet kreiert er beim Trinken mit ein, zwei Bier erst mal eine Ouvertüre, bevor er mit dem Wodka richtig Fahrt aufnimmt. Als retardierendes Moment kommt dann später ein Becher Kaffee ins Spiel. Das Finale ist offen und am nächsten Tag zumeist schon vergessen.


Herr E. ist nervös und angespannt, ständig. Erst der Alkohol drosselt sein Hirn und befreit dann die miese Drecksau in ihm, die er tagtäglich unterdrücken muss. Gerade macht er sich eine 2. Flasche Château Pétrus auf.  


Herr L. empfindet echtes Mitleid für unbemerkt fallengelassene und nun verwaist daliegende Handschuhe und Papiertaschentücherpackungen. Er redet aber mit niemanden darüber, um nicht als komischer Kauz zu gelten.


Die Übereinkunft, vernichtende Arbeitszeugnisse in positive Formulierungen zu verpacken, ist so zynisch, wie sie feige ist. Aber was soll's, der Job und die Leute da hatten ihm nie was bedeutet, auch wenn sie "nach Kräften um ein tadelloses Arbeitsklima bemüht" waren.


Wild entschlossen inszeniert er sich immer wieder neu, provoziert bei jeder Gelegenheit. Vergeblich. Sein großer, aber einziger Erfolg war damals einem lächerlichen Umstand geschuldet gewesen, den er bis heute nicht mal im Ansatz erkennt.


Er war jung und naiv und er nahm die Menschen beim Wort. Schon bald eines Besseren belehrt, wandte er sich lieber den Wörtern der Bücher zu.


Leichtigkeit, Gelassenheit, Zuversicht, Lust am Leben: alles nach und nach in bürgerlicher Vernunft eingetauscht gegen Sorgen und Besorgungen machen.


Als sein Knackwürstchen frühzeitig seinen Knack verlor, wurde er wütend und machte fiese Sachen.


Der Richter war ein harter Knochen, vor allem gegenüber Intensivtätern. Und so wurde das Urteil selbst für diesen etwas weniger intensiven Intensivtäter zu einer recht intensiven Erfahrung.


Die Rente war noch lange nicht in Sicht und schon jetzt machte er nur noch müde Miene zum bösen Spiel.


Zunächst einfach, direkt und selbstbewusst, dazu schon ein Quäntchen an prolliger Arroganz: So erntete er viel Zuspruch, Sympathie und Erfolg, bevor er dann nur noch ekliger und ekliger wurde.