Sonntag, 19. Januar 2020

Man sah es ihm einfach an: Jede Kleinigkeit ging ihm sofort auf den Sack. Sein Sackgesicht sprach Bände.


In der Gegenwart dachte er vornehmlich an zukünftiges Unglück oder an längst vergangenes Glück. Das Leben war ihm unangenehm.


In dem Arbeitskollegen Jochen K., der diesen Job tatsächlich ernst und wichtig nimmt und sich damit auch noch verwirklicht sehen will, sehen so manche ein Vorbild, die meisten aber eine Realkarikatur.


Die Zumutungen gilt es auszuhalten, um sich danach gut zu fühlen. Das Zubettgehen ist die Belohnung für den Tag, der Schlaf die Erlösung. — Das Zuvielerwarten die Hölle.


Wenn der zu Jähzorn neigende Dietmar Z. beobachtet, dass seine Arbeitskollegen Ärger mit Kunden haben und dabei auch mal Nerven zeigen, macht ihn das glücklich.


Das ständige Lügen wurde ihm einfach zu anstrengend. Fortan lebte er lieber den herrlichen Aberwitz seiner Wahrheiten.


Bei jedem großen Familientreffen wird ihm schlüssig vor Augen geführt, warum er so zurückgezogen und einsam lebt. Wieder daheim öffnet er dann voller Dankbarkeit die Tür seiner 2-Zimmer-Wohnung.


Dass sie schon seit Monaten nicht mehr miteinander schlafen, ist ihnen egal. Die letzten Male war es nur noch ein mühseliges Rumgejuckel gewesen. Wichtig ist ihnen, ihr Image des glücklichen und sexy Paares aufrechtzuerhalten.


Da er in aller Regel schon den Abend vorher abstürzte, war das Feiern an den Feiertagen selbst nur ein müder Aufguss oder gar eine lästige Pflicht.


Sein Gedankengefängnis hält ihn seit Jahrzehnten gefangen. Es bietet ihm lediglich einen Ausblick auf den Gefängnishof, wo andere Gefangene bedrohlich umeinander schleichen.


Meine erste Seniorenerfahrung: tief empfundene Dankbarkeit und Freude über ein neues Paar bequemer Schuhe, das ich nicht erst einlaufen muss, bei gleichzeitig absoluter Gleichgültigkeit, wie die Latschen aussehen.