Sonntag, 3. März 2019

Gefangen in einem harten Leben, worum ihn niemand beneidete, gelang es ihm, stets ruhig und gelassen zu bleiben, worum ihn alle beneideten.


Als der Pensionär Heinrich R. das günstige Mittagessen in der nahe gelegenen Uni-Mensa für sich entdeckte, ging das solange gut, bis er sich hocherregt mit den Studenten anlegte, die die Dreistigkeit besaßen, auf seinem Stammplatz zu sitzen.


Er war jung und wütend, das Gefällige konnte ihm gestohlen bleiben. Bei jeder künstlerischen Betätigung sollte es im Grunde darum gehen, zurück zu schlagen. Seine vom Amt vermittelte Ausbildung zum Schauwerbegestalter stand von Anfang an unter keinem guten Stern.


Als Kind reicher Eltern wurde er rundum verwöhnt und er gewöhnte sich daran, immer den leichtesten Weg einzuschlagen. In seinem späteren Leben rächte sich das nicht, die Welt war für ihn gemacht.


Als Herr G. die Allianz-Filiale verließ, bemerkte er noch die ausnahmslos blitzblanken BMWs und Audis auf dem Firmenparkplatz. Er bereute den eben vollzogenen Vertragsabschluss schon jetzt, kommender Montag war hier sein erster Arbeitstag.


Endlich war Gerd L. so weit: Nichts mehr vermochte ihn hier in Hast und Unruhe zu versetzen. Schon gar nicht, dass ihn junge Kollegen mitunter als Trantüte oder Lahmarsch bezeichneten. Mit in der Ferne verweilenden Augen kaute er selig sein Pausenbrot.