Samstag, 1. März 2025

Den Zumutungen des Alltags setzte er Alkohol entgegen, was anderes hatte er nicht oder zog bei ihm nicht. Und für die Hoffnung spielte er Lotto, immer die gleichen Zahlen. Das war sein System. Vielleicht war er ja töricht, vielleicht aber auch nicht.


Nach der Arbeitswoche saß er dann den Samstag über gern in der Küche, trank Bier und hing seinen Gedanken nach. Und den Sonntag wiederholte er das und dann war ja wieder Montag.


Ihn beschäftigen dort aber eher die Kollegen als die Arbeit an sich. Viele waren ernsthaft bei der Sache, strebsam, manche regelrecht verbissen. Sie knüpften Hoffnungen an die Arbeit, ihr Leben musste so ganz anders sein als seins.


Immer hatte er sich reinreden lassen, bei allem, nie war mal was seins. Sein Beruf, seine Ehe, seine Bekannten, sein Alltag, seine Zukunft: alles letztlich nicht seins. – Den Familienurlaub 2014, den hatte er damals mal allein bestimmt, aber da hatten sie dann Pech mit dem Wetter.


Er hasst seine Arbeit, erträgt die Kollegen nicht mehr, ihre Visagen, ihr ewig gleiches Geschwätz. Noch 10 Jahre muss er bis zur Rente. Knapp 65.000 Euro hat er sich ja bis jetzt so zusammengespart. 65.000. Aber was hat er jetzt groß davon? – Nix. Einen Scheiß hat er davon.


Von seiner hohen Meinung von sich selbst ist er nun endgültig abgerückt und es geht ihm besser. Die Last ist weg und auf seinem Gesicht zeigt sich ein ganz anderes Lächeln. Jeder Mensch ist vielleicht irgendwo was Besonderes, aber nie was Besseres.


Er stellt sein feiges Verhalten als Besonnenheit dar und weiß um seine Unaufrichtigkeit, spürt sie förmlich. Feiges Verhalten macht feige.