Sonntag, 9. März 2025

 Zu oft hatte ihm das Leben klargemacht, wo sein Platz war, wo's langging für ihn, wo's mal endete. Er machte sich nichts mehr vor. Er brauchte sich nichts mehr vormachen, brauchte nur noch warten und zum ersten Mal seit seiner Kindheit spürte er wieder so was wie Daseinsfreude.


Vertrauen hatte er nur noch in sein Misstrauen. Und auf die Eitelkeit der Leute verließ er sich, auf ihren Egoismus, ihre Unaufrichtigkeit. Damit fuhr er gut. Manchmal behauptete er, auch er wünschte, die Dinge liefen anders, aber das war mehr so ein verkappter Jux von ihm.


Und überdies gab er sich immer einen Tick dümmer und unwissender, als er war. Keiner im Betrieb schien das zu durchschauen, sie genossen ihr Überlegenheitsempfinden und mochten ihn dafür, waren nachsichtig, freundlich. Er sei ja nun echt ein Lieber, sagten sie.


Gemütlich wollte er's haben, 'nen gemütlichen Abend verbringen, aber so 'ne Gemütlichkeit, die ist ja entweder in einem drin oder eben nicht in einem drin. Die lässt sich nicht bitten, kaufen auch nicht. – Und will man 'ne schöne Zeit erleben, isses genauso.


Bevor die gute Laune ihn dann aber noch übermütig machte, war sie auch schon wieder weg. Das hatte Mutter Natur gottlob bei ihm so eingerichtet, hielt es ihn doch in der Spur. Auf der sicheren Seite. In Arbeit und Brot.