Er soff und pisste in aller Öffentlichkeit. Dabei war es ihm keineswegs egal, was andere von ihm dachten; im Gegenteil, da war er sogar recht empfindlich und schnell auf hundertachtzig. Dennoch soff und pisste er in aller Öffentlichkeit.
Bei der Arbeit herrscht Druck und Anspannung und daheim kommt sie dann auch nicht zur Ruhe, im Schlaf knirscht sie mit den Zähnen und ist, sie merkt es selbst, wieder und wieder ungerecht gegenüber ihrem Lebenspartner. Dabei geht es nicht mal um eine Karriere, nur ums Dranbleiben.
Was seine Geisteshaltung betraf, da fand er zusehends zu seinen familiären Wurzeln zurück, zu proletarischer Direktheit, Einfachheit, Unverstelltheit. Auf sein Abitur und dieses Dipl. vor der Berufsbezeichnung gab er schon längst einen müden Furz.
Nur die ihm genehme Wahrheit wurde seine Wahrheit. Er war sich darüber im Klaren, aber ein wenig wohlfühlen in dieser Welt wollte er sich nun mal auch. War doch alles auch so schon schlimm genug.
Mit Anfang 60 hatte er die Einsicht, sein Leben nun gelebt zu haben und alles, was noch kam, als eine Art Zugabe, einen Aufguss zu betrachten. Auch damit ihm der Abschied weniger schwer fiel. 20 Jahre hat er dann noch gelebt, gemächlich und unaufgeregt.