Donnerstag, 30. Januar 2025

 Im Alter las sie immer als erstes die Traueranzeigen, jede einzelne, achtete auf bekannte Namen und auf die Geburtsjahre, rechnete nach. Es war ihre Beschäftigung mit dem Tod, konkret und pragmatisch, ohne, wie sie es formulierte, religiöse oder philosophische Narretei.


Wir werden von Nullen regiert, von nichtsnutzigen, selbstsüchtigen Nullen, sagte er. Seit nunmehr 40 Jahren sagte er das. Und dass sich ja doch nichts ändert. Und dass es immer schlimmer wird. Und jedes Mal, wenn er es sagte, gab man ihm recht und dann war er soweit zufrieden.


Wieso existiert das Universum, was steckt da dahinter, was soll dieser unfassbare Riesenscheiß? – Ihn lässt das mal wieder keine Ruhe. Ganz kirre macht ihn das. Aber er hat Bier da, im Kühlschrank, das holt ihn wieder zurück: in seinen Trott, in seine Bude, in seine Welt.


Gestern Nacht von einer Frau geträumt, vom Kennenlernen, vom Zusammenkommen, ein zaghaftes Anlehnen, ein Kuss, Glücksempfinden. Und mit einmal wurde es dann auch schon verworren, sprunghaft, unlogisch – also wie in Wirklichkeit.


Im Moment sogar zu träge, um zu essen. Ein Bier wäre aber drin. Eindeutig eine Trägheitssituation für ein Bier.