Freitag, 30. August 2024

 Er ist von ihr verarscht worden, verarscht und geprellt, und jetzt versteht er plötzlich diese Typen, die ihr Auto mehr lieben als ihre Frau – oder ihren Hund mehr lieben oder ihre DVD-Sammlung, ihren Fernseher, ihren Rasenmäher, ihr Feuerzeug.


Auch bei dem illegalen Zeug wollte er nie die Aufputschmittel, immer nur das andere. Er hatte nun mal nichts, für das er sich hätte aufputschen wollen, er hatte ja nichts vor, er hatte nie was vor.


Und nach einigen Bieren tischte der Typ uns dann wilde Lügengeschichten von sich auf, Räuberpistolen, aber sie waren unterhaltsam, sogar witzig und an keiner Stelle prahlerisch. Im Grunde waren es keine Lügen, es waren Geschichten.


In dem Bekanntenkreis damals wollten sie alle irgendwie Künstler werden. Nur einer hat es geschafft, dass er gerade so von der Kunst leben kann und der hat nun mehr Druck und Stress und muss sich mehr verbiegen als alle anderen. Er lebt von der Kunst, nicht unbedingt von seiner.


Mit dem Kauf hat er sich einen lang gehegten Traum erfüllt und ihn somit ad acta gelegt. Er überlegt sich nun einen neuen Traum, der käuflich ist.


Geld, Prestige, Zugehörigkeit: Irgendwie hatten ihn diese Dinge nie interessiert. Geld vielleicht schon, aber das war ja in der Regel an unerfreuliche Bedingungen geknüpft.


Er war den Abend betrunken und nuschelte jedem ins Ohr: "ey, ich bin ein hässlicher SCHNAPS-SCHUSS" und kicherte wirr. Er kannte da keinen, war da irgendwie reingeraten, irgendeine Privatparty, irgendwo in Berlin, ist schon lange her, aber genau so hat es sich zugetragen.