Freitag, 24. Mai 2024

 Er sah sich selbst nur noch als Statist im eigenen Leben und dennoch war er permanent angespannt und nervös wegen der Momente, in denen er eventuell mal kurz im Hintergrund zu sehen war. Seine Welt gehörte den Rampensäuen und den brüllenden Regisseuren.


Auf den Fotos konnte man es sehen: Selbst in seinen glücklichen, stolzen Momenten zeigte sich bei ihm immer auch dieser scheue Blick, diese Scham, die ihn beherrschte, ihn beengte, ihn zeitlebens klein hielt. Irgendwas oder irgendwer hatte da ganze Arbeit geleistet.


Mit einem Bier in der Hand am Fenster sitzen und rausgucken und sich groß keine Gedanken machen: Das macht er gern, das gibt ihm was. Müsste er nochmal 'ne Bewerbung schreiben, würde er's glatt als Hobby aufführen.


Nie könnte er sich mit einem bedruckten T-Shirt, einem Aufnäher oder sonstigen Hinweisen – Tätowierungen womöglich – durch die Öffentlichkeit bewegen. Dass man ihm auf derart billige, unmittelbare Weise etwas ansieht, etwas über ihn erfährt, wäre ihm höchst unangenehm.


Kleingeistige Empfindlichkeiten, wieder und wieder – und irgendwann dann plötzlich auch bei einem selbst: kleingeistige Empfindlichkeit, Gereiztheit, Ungerechtigkeit, Rachgier, das volle Programm.


Als der liebe Gott mir die Seele angerührt hat, waren ihm die Zutaten Macht- und Karrierestreben wohl gerade ausgegangen. Vielleicht wär' ich ja ansonsten reich und sexy geworden – oder aber auch nur so'n verbissener Arsch, weiß man halt alles nicht.


Ihretwegen hatte er mit der Sauferei aufgehört und ihretwegen fing er wieder damit an. – Dass sie sich gerade mal 4 Tage kannten und sie ihm dann zu verstehen gab, dass sie nichts von ihm wollte, steckte dabei den zeitlichen Rahmen ab.