Donnerstag, 11. Juli 2024

 Immer vorne weg, immer in der ersten Reihe und immer mit dem breitesten Grinsen im Gesicht: Was auch immer ihn dazu antrieb, was auch immer er sich davon versprach, groß was bewegt in seinem Leben hatte es nicht.


Er redete oft schlecht über andere, weil er oft schlecht über andere dachte. Immerhin wusste man bei ihm, woran man war. Viel übler waren doch diese Schönredner und Schmeichler, diese falschen Fuffziger, die alles mit sich in den Dreck zogen.


Das erste Bier ist immer das schnellste, das zweite schon'n bisschen behäbiger – und dann geht das so über in den Flow.


Einmal hatte er auch 'ne Wohnung mit 'nem Balkon. Erst hat er ihn genutzt, vielleicht 3 oder 4 Mal, dann nicht mehr. Vögel haben dann da immer draufgeschissen, Stadttauben. – Ja, so war das. Und das erzählte er immer, wenn's irgendwie um Wohnungen und Balkone ging.


Die erregte Schwatzhaftigkeit dieser Leute raubte ihm den letzten Nerv. Wie sie in einem fort all diese Wörter hinausposaunten, völlig achtlos und unbekümmert, und wie sie sich dabei auch noch zu amüsieren schienen, das war doch unfassbar, für ihn war das unfassbar.


Das, was ihn dann abstürzen ließ, ihm mental wie sozial das Genick brach, war irgendwie immer schon in ihm drin gewesen. All die Jahre ging's gut, Familie, Beruf, alles. Aber es war einfach in ihm drin, saß ihm quasi schon die ganze Zeit im Genick, von Anfang an.


Er hielt seine Meinungen für bedeutsam, er hielt sich für bedeutsam. Und er wurde auch nicht müde, das seinen Mitmenschen bei jeder Gelegenheit mit auf dem Weg zu geben; auch noch im hohen Alter, wo er die rollenden Augen seines Gegenübers umso mehr nicht mehr mitbekam.