Samstag, 20. Juli 2024

 Er machte sich keine Illusionen mehr. Dass solch alberne, kleine Hoffnungen aber immer mal wieder in ihm hochkamen, ließ sich wohl nicht verhindern.


Auf der Stadttheaterbühne gestern Abend wieder das bemüht Bedeutungsvolle, wieder vor dem üblichen, rausgeputzten Publikum: Bonbons lutschend, Blähungen unterdrückend und froh, als es endlich rum war.


Die Leute kamen nicht mehr miteinander aus, lebten allein, bepöbelten sich im Netz. Merkwürdige, schlimme Zeiten waren das. Aber wahrscheinlich war's zu allen Zeiten schon immer irgendwo merkwürdig und schlimm mit den Leuten.


Nein nein, ihm geht's gut. Arbeit, Familie, Gesundheit: alles gut. Der ganze Unmut und die Stänkerei, das ist mehr so sein Hobby.


Er fragte sich, was er machen würde, wenn er wüsste, dass er nur noch 3 Jahre zu leben hat. Außer, dass er auf keinen Fall mehr zur Arbeit gehen würde, fiel ihm groß nichts ein. Aber nicht mehr zur Arbeit zu gehen, das wär' schon was. Wie bei 'nem 6er im Lotto wär' das.


Je wichtiger sie sich aufführen, je mehr sie sich aufplustern, umso weniger nimmt man sie für voll. Das wäre schön.


Geduckt schlich er durchs Leben, schwankend zwischen großer Angst und kleinen Hoffnungen.