Freitag, 22. April 2022

 Bevor er sich von der Arbeit noch verrückt machen ließ, brachte er ihr lieber eine gesunde Portion Verachtung entgegen. So läuft das nun mal in einem reinen Abhängigkeitsverhältnis.


Alles muss heutzutage "schlank und effizient" sein und das Bierdosenblech wird auch immer dünner, man mag die Dinger ja kaum noch in die Hand nehmen. Alles machen sie einem kaputt, alles!


Gefangen in einem Beruf, einer Ehe – in einem Leben, das ihn von Tag zu Tag unglücklicher macht, stellt er sich gerade vor, ihn ereilt eine unheilbare Krankheit, die ihm nur noch ein paar Jahre lässt. Für zumindest diese Jahre hätte er dann den Mut zur Freiheit, denkt er.


Seine Eltern lebten ein Leben voller Zwänge und Missgunst. Er machte alles anders und die Falle, in die er dann schließlich geriet, war auch nicht ohne, aber es war seine eigene – was es aber auch nicht unbedingt besser machte.


Diese ganze Ratgeber- und Kalenderspruchpsychologie, mit der sie ihm dann kamen, die nahm ihm dann endgültig das Interesse an jeglicher Innenschau. Er machte sich über andere Dinge Gedanken, pragmatische Dinge. Das half.


Er verdiente gut, mehr als gut, dabei war seine Arbeit, im Grunde der ganze Beruf, unnötig, absurdes Blendwerk. Er wusste, ohne die Anstellung wäre er aufgeschmissen, er konnte nichts richtig, hatte niemandem wirklich was zu bieten. Wem sollte er was vormachen?