Donnerstag, 14. April 2022

 Durchs Küchenfenster wirft er einen kurzen Blick auf die Straße, nichts und niemand erwartet ihn. Im Kühlschrank steht noch Bier.


Sein dröger Beruf war ein Auslaufmodell, er auch. Seine Ehe, seine Bürgerlichkeit, sein bescheidener Wohlstand: eine Farce, die ihn Tag für Tag verhöhnte, ihn lähmte. Seine Schwiegereltern erzählten rum, er habe eine Midlife-Crisis.


Der Anlass war klein, die Aufregung groß. Hysterie und Langeweile, irgendsowas, und während sie keifte und spuckte, kippte er im Stehen sein Bier und warf dabei theatralisch den Kopf in den Nacken, wie so'n Dirigent oder wie'n Bekloppter. Im Fernseher lief "Medical Detectives".


Er geht jetzt auf die 50 zu und er prahlt immer noch damit, wie viel Alkohol er verträgt. Nun ja, mit seiner zweiten großen Leidenschaft, dem dekorativen Bemalen von Dachziegeln, ist er nun mal nicht in dem Maße erfolgreich.


Früher nutzte er den Sonntag, um seinen Kater auszukurieren. Der Tag hatte seinen Zweck und auch diese Gemütlichkeit, die Zeit ging ganz von selbst rum und es ging einem nach und nach besser. Jetzt sind Sonntage nur noch Sonntage. Der Sauferei weint er keine Träne nach, den alten Sonntagen schon.


"Eher friert die Hölle zu, als dass ich ...", verkündete er lauthals. Und dann brach offenbar die Zeit der gefrorenen Hölle heran.


Die Haare trägt er kurz und die Fäuste geballt
So zieht er los, ist geil auf Gewalt
Äußerlich mächtig feist
Drinnen noch ein Kind im Geist
Ein Idiot, wie er im Buche steht
(er selbst den Büchern aus dem Wege geht)
Gewalt ist seine Zier
Gut, ich hol mir jetzt besser noch'n Bier