Sonntag, 27. Januar 2019

Seit 3 Wochen sind sie ein Paar und sie redet ihm zu viel. Aus Höflichkeit mimt er den Zuhörer. Und aus sexuellen Gründen. Vor allem aus sexuellen Gründen. Nun ja, im Grunde nur aus sexuellen Gründen.


Um der Sache wieder mehr Pep zu verleihen und so an den Übertragungsrechten noch mehr zu verdienen, werden einige ausgewählte Trainer und Spieler von Mediencoaches nun darauf getrimmt, obszöne, beleidigende und sexistische Äußerungen in die Kamera zu blöken.


Die heiße Dusche ist für ihn jedes Mal so ein sinnliches Erlebnis, dass er dabei immer wieder vergisst, ob er seine Haare bereits gewaschen hat oder noch nicht.


Sie scheut sich, ihm zu sagen, dass sie ihn nicht wirklich liebt und redet nervös drumherum. Dass sein Honigpfötchen in seiner Gegenwart immer noch so unsicher und aufgekratzt ist, findet er richtig süß und erfüllt ihn mit Stolz.

Sonntag, 20. Januar 2019

Als Herr S. beim Durchblättern einiger Bücher die Textpassagen, die er als junger Mann angestrichen hatte, nochmal las und damit so gar nichts mehr anfangen konnte, beruhigte ihn das.


Mit seinem allein auf Eitelkeit beruhenden Ehrgeiz machte er bislang mehr kaputt, als er erreichte. Zunächst privat, dann auch beruflich. Seit neuestem zieht es ihn in die Politik.


Nichts an seinem im Grunde lachhaften Arbeitsplatz war es wert, dass er sich deswegen aufregen und schlecht fühlen müsste. Mit dieser herausfordernden Einsicht etablierte er nach und nach ein stoisches Gemüt.


Die Mehrheit ertrug er nicht und das irgendwie Besondere, wonach er sich ohne konkrete Vorstellung so sehr sehnte, fand er nicht.


Seine vulgäre Ausdrucksweise und sein aggressives Auftreten wiesen schon früh auf eine gut ausgeprägte Anpassungsfähigkeit hin. Sein Vater war stolz auf ihn und überzeugt von seiner Lebenstüchtigkeit.


Wild entschlossen, sein Leben zu ändern, legte er sich erst mal einen neuen Haarschnitt und eine neue Garderobe zu. Als die Reaktionen darauf nur äußerst verhalten ausfielen, wusste er auch nicht weiter.


Gefangen in seinem Selbsthass konnte er selbst als alter Mann sich die Peinlichkeiten seiner Adoleszenz nicht verzeihen. Und dafür hasste er sich erst recht.


Dann ließ seine körperliche Verfassung keinen Alkohol mehr zu und verdarb ihm den Rausch. Nach einer Phase des Trotzes und Aufruhrs gewöhnte sich sein Geist an den Verzicht, da er die Autorität und Klugheit des Körpers letztlich doch anerkannte.

Sonntag, 13. Januar 2019

Stets bedacht auf den eigenen Vorteil war er voll des euphorischen Lobes für alles und jeden. Beliebt war er, außerordentlich beliebt, selbst bei denen, die ihn durchschauten.


Zunehmend bekommt man es auch von "Erwachsenen" zu hören: DER HAT ABER ANGEFANGEN!


Als er nach einer äußerst ausschweifenden Jugend mit Anfang 30 gerade noch so die Kurve bekam, wurde aus ihm schnell ein erzkonservativer, belehrender, unerträglicher Philister. Sein Vater freute sich sehr, dass der Betrieb nun doch in der Familie blieb, die Angestellten weniger.


Sein stets zynischer Humor bescherte ihm fragwürdige Freunde.


Das gewitzte Fragezeichen amüsiert sich prächtig über das borniert stolze Ausrufezeichen, das wieder mal auf verlorenem Posten steht.


Als Ansprechpartner vor Ort muss er es ausbaden und wird dafür auch noch schlecht bezahlt. Seine eingeschüchterte Frau vermisst sein freundliches und sanftes Wesen von früher sehr.


Einige Jahre lang fiel auch sie auf diverse Matratzen-Wissenschafts-Philosophien hinein. Dann begriff sie, dass "bequem" die Lösung ist; es sei denn, man hat ganz andere Probleme.

Sonntag, 6. Januar 2019

Je seltener die Gelegenheiten zum Musikhören wurden, desto mehr investierte er in seine High-End-HiFi-Ausstattung. Voller Wehmut betrachtete er sie dann.


In seiner Erinnerung war das Schlafzimmer seiner Eltern stets frisch durchlüftet und eiskalt. Von Sinnlichkeit keine Spur.


Die vorgefertigt kaputte Jeanshose erzählt dem aufmerksamen Betrachter eine abenteuerliche Geschichte voller Action und Entbehrungen. Der harmlose Hosenträger wird zum Held.


Hanna H. tat so, als würde auch sie sich über die haarsträubende Inkompetenz ihres Abteilungsleiters aufregen. Dabei hatte sie längst erkannt, wie viele Freiheiten ihr diese Inkompetenz ermöglichte.


Selbst als junger Mann trank er nicht, um zu feiern. Bedeutung und Sinn des Feierns hatten sich ihm noch nie so recht erschlossen. Er trank, um sich besser zu fühlen.


In der Leichtfertigkeit und Kühnheit der Gedanken lag für ihn die Attraktivität des Alkohols. Aber meistens endete es einfach nur im Stumpfsinn.


Das an Sonn- und Feiertagen sentimental seichte Fernsehprogramm für die Alten und Alleingelassenen fand langsam auch bei ihm Anklang. Tja, das war's dann wohl, dachte er und drückte sich noch ein Toffifee aus der Verpackung.