Kunst interessierte ihn einen müden Furz. Die Vernissage besuchte er, um Frauen kennenzulernen. Dass er den Exponaten keinerlei Beachtung schenkte, Sekt trank und den Smalltalk mit jungen Studentinnen suchte, wies ihn als Kenner der Szene aus.
Auch weil sein rosiges Gesicht sein behütetes und geordnetes Leben verriet, aber nichts über seine Phantasien, legte er sich diese martialischen Tattoos zu.
Als er sich, schüchtern zu der Verkäuferin hingezogen fühlend, endlich ein Herz fasste und sie bei einem Hemd um Beratung bat, beriet sie ihn lächelnd, aber besserwisserisch und blasiert. Er kaufte das in vielerlei Hinsicht unpassende Hemd als Erinnerungsstück.
Was sind das für Menschen, die die kostbare Morgenruhe mit schrillem Radiogedudel vertreiben? Warum müssen die sich direkt nach dem Aufstehen mit aller Gewalt gleich wieder innerlich abtöten?
Kaum etwas verdirbt ihm die Lust auf Alkohol mehr als solche Lokalitäten mit Namen wie "DISCO-STADL", "HÜTTENGAUDI" oder "PARTY-STUB'N". - Ein Blinddarmdurchbruch vielleicht.
Sonntag, 29. September 2019
Sonntag, 22. September 2019
Herr S. mochte grundsätzlich keine Schreihalserei.
Ach ja, der Sonntag in all seiner Pracht und Herrlichkeit, seufzt Herr M. beim Durchblättern der TV-Movie, während Frau M. den in der Ferne studierenden Sohn antelefoniert, nachdem sie die Reste vom Sonntagsbraten für die Tiefkühltruhe portionsgerecht eingetuppert hat.
Langzeitstudent und Witzbold Uwe E. nennt es "Business-Walking": Mit Anzug, Krawatte und Rucksack läuft er hastig und rücksichtslos durch die Innenstadt. Dazu, für die Performance wichtig, gelegentlich ein demonstrativ ernster Blick auf die Uhr. Ein neuer urbaner Funsport?
Er hatte formal eine recht verantwortungsvolle Position inne, da aber der Betrieb, im Grunde die ganze Branche, an sich völlig unnötig, überflüssig und lachhaft war, betrachtete er das alles als Witz. Das nichts ahnende Kollegium schätzte seine entspannt humorvolle Art.
Als er irgendwann keine Lust mehr hatte und einfach damit aufhörte, Gespräche dominieren zu wollen, tat er den anderen einen großen Gefallen und sich selbst einen noch viel größeren.
Seitdem sie sich auf ihre Kolleg*innen gerade nur noch so weit einließ, wie es die Arbeit unbedingt erforderte, sah man sie immer öfter mit einem diebischen Schmunzeln durch die Büros laufen.
Breitbeinig und mit leeren Augen sitzt er da und kaut Kaugummi mit weit aufgerissenem Mund. Er ist überzeugt von seinen Zähnen, von seinem Lächeln, von seinem Charme, ja, von sich als geilem Gesamtpaket.
Ach ja, der Sonntag in all seiner Pracht und Herrlichkeit, seufzt Herr M. beim Durchblättern der TV-Movie, während Frau M. den in der Ferne studierenden Sohn antelefoniert, nachdem sie die Reste vom Sonntagsbraten für die Tiefkühltruhe portionsgerecht eingetuppert hat.
Langzeitstudent und Witzbold Uwe E. nennt es "Business-Walking": Mit Anzug, Krawatte und Rucksack läuft er hastig und rücksichtslos durch die Innenstadt. Dazu, für die Performance wichtig, gelegentlich ein demonstrativ ernster Blick auf die Uhr. Ein neuer urbaner Funsport?
Er hatte formal eine recht verantwortungsvolle Position inne, da aber der Betrieb, im Grunde die ganze Branche, an sich völlig unnötig, überflüssig und lachhaft war, betrachtete er das alles als Witz. Das nichts ahnende Kollegium schätzte seine entspannt humorvolle Art.
Als er irgendwann keine Lust mehr hatte und einfach damit aufhörte, Gespräche dominieren zu wollen, tat er den anderen einen großen Gefallen und sich selbst einen noch viel größeren.
Seitdem sie sich auf ihre Kolleg*innen gerade nur noch so weit einließ, wie es die Arbeit unbedingt erforderte, sah man sie immer öfter mit einem diebischen Schmunzeln durch die Büros laufen.
Breitbeinig und mit leeren Augen sitzt er da und kaut Kaugummi mit weit aufgerissenem Mund. Er ist überzeugt von seinen Zähnen, von seinem Lächeln, von seinem Charme, ja, von sich als geilem Gesamtpaket.
Sonntag, 15. September 2019
Die langen Haare dünn geworden, die Heavy-Metal-T-Shirts längst
mehr als nur peinlich, einsam und ratlos in einer schmierig verdreckten
Wohnung; ein Leben, das nach Zwiebelfurz roch. Dabei war er immer noch
der liebenswerte Kumpel, den man einfach gern haben musste.
Herr S. ertappte sich dabei, dass er an Sonn- und Feiertagen am liebsten Filme aus seiner Kindheit und Jugend schaut. Sie bieten ihm ein Gefühl von Geborgenheit und Heimeligkeit.
Da er an immer weniger Dingen Freude empfand, ging er dazu über, Freude darüber zu empfinden, Dinge nicht zu benötigen oder sie nicht tun zu müssen oder ihnen nicht ausgeliefert zu sein.
Dass sein Testament als Anlage ein Kündigungsschreiben für ihr Zeitungsabo enthielt, das sie jetzt nur noch datieren, unterschreiben und abschicken sollte, löste bei der frischgebackenen Witwe Gerda W. einen hysterischen Lachanfall aus.
Seine dann plötzlich zum Vorschein gekommene, schamlose Selbstgefälligkeit war nicht der Anfang vom Ende, sondern definitiv das Ende.
Wäre die Entschlossenheit, nie wieder einen Tropfen Alkohol zu trinken, immer so groß gewesen wie im Zustand eines erbärmlichen Katers, hätte er einige seiner großartigsten und obskursten Nächte nie erlebt.
Jetzt zum Renteneintritt wollte er endlich all die Klassiker noch mal lesen, die ihm als Student soviel gegeben hatten. Schnell stellte er fest, dass der Zauber von damals sich nicht mehr einstellte. Spaziergänge und die Tageszeitung in seinem Stamm-Café gaben ihm mehr.
Herr S. ertappte sich dabei, dass er an Sonn- und Feiertagen am liebsten Filme aus seiner Kindheit und Jugend schaut. Sie bieten ihm ein Gefühl von Geborgenheit und Heimeligkeit.
Da er an immer weniger Dingen Freude empfand, ging er dazu über, Freude darüber zu empfinden, Dinge nicht zu benötigen oder sie nicht tun zu müssen oder ihnen nicht ausgeliefert zu sein.
Dass sein Testament als Anlage ein Kündigungsschreiben für ihr Zeitungsabo enthielt, das sie jetzt nur noch datieren, unterschreiben und abschicken sollte, löste bei der frischgebackenen Witwe Gerda W. einen hysterischen Lachanfall aus.
Seine dann plötzlich zum Vorschein gekommene, schamlose Selbstgefälligkeit war nicht der Anfang vom Ende, sondern definitiv das Ende.
Wäre die Entschlossenheit, nie wieder einen Tropfen Alkohol zu trinken, immer so groß gewesen wie im Zustand eines erbärmlichen Katers, hätte er einige seiner großartigsten und obskursten Nächte nie erlebt.
Jetzt zum Renteneintritt wollte er endlich all die Klassiker noch mal lesen, die ihm als Student soviel gegeben hatten. Schnell stellte er fest, dass der Zauber von damals sich nicht mehr einstellte. Spaziergänge und die Tageszeitung in seinem Stamm-Café gaben ihm mehr.
Sonntag, 8. September 2019
Bauwagen-Werner hatte Geld für Schnaps und jetzt ist er der King of Hauptbahnhof. Aber seine Untergebenen mögen ihn nicht und verjagen ihn mit ihren Mistgabeln.
15 Jahre nach ihrer Trennung verabredeten sie sich wieder. Die alte Sinnlichkeit war sofort wieder da, genau wie das alte Misstrauen und die alten Minenfelder. Es war ermüdend und sinnlos.
Der ehrgeizige Streetworker und Theaterpädagoge Enno E. ist davon überzeugt, dass der sich abzeichnende Niedergang des Stadtteils aufzuhalten sei, verstünden die bornierten Bewohner doch bloß seine Projekte.
Formulierte er seine Überzeugungen und Ziele zu konkret, kollidierten sie immer wieder mit seinen momentanen Befindlichkeiten. In der sprachlichen Vagheit fand er schließlich seine selbstgerechte Lässigkeit.
Er ahnte es bereits im Voraus: Eine Beziehung mit ihr enthielt ein Glücksversprechen gleich dem einer Chipstüte.
Keine brachte den Wohnwagen so ins Wanken wie Buttshake-Babsi und die Jungs von der Spätschicht standen Schlange, rauchten und rissen Witze.
Ruhestand: Je länger und öfter er sich das Wort durch den Kopf gehen ließ, desto schöner und verheißungsvoller wurde es. Wieder und wieder formulierte er es sich: R U H E S T A N D
15 Jahre nach ihrer Trennung verabredeten sie sich wieder. Die alte Sinnlichkeit war sofort wieder da, genau wie das alte Misstrauen und die alten Minenfelder. Es war ermüdend und sinnlos.
Der ehrgeizige Streetworker und Theaterpädagoge Enno E. ist davon überzeugt, dass der sich abzeichnende Niedergang des Stadtteils aufzuhalten sei, verstünden die bornierten Bewohner doch bloß seine Projekte.
Formulierte er seine Überzeugungen und Ziele zu konkret, kollidierten sie immer wieder mit seinen momentanen Befindlichkeiten. In der sprachlichen Vagheit fand er schließlich seine selbstgerechte Lässigkeit.
Er ahnte es bereits im Voraus: Eine Beziehung mit ihr enthielt ein Glücksversprechen gleich dem einer Chipstüte.
Keine brachte den Wohnwagen so ins Wanken wie Buttshake-Babsi und die Jungs von der Spätschicht standen Schlange, rauchten und rissen Witze.
Ruhestand: Je länger und öfter er sich das Wort durch den Kopf gehen ließ, desto schöner und verheißungsvoller wurde es. Wieder und wieder formulierte er es sich: R U H E S T A N D
Sonntag, 25. August 2019
Diffus im Suff, überbelichtet im Kater, dröge in der Nüchternheit: So wurschtelt er sich irgendwie durchs Leben.
Er hatte weiß Gott kein angenehmes Leben, aber man sah es ihm an: Unansehnlich und krank hatten ihn seine Wut, seine Bitterkeit und sein Hass gemacht.
Sie nörgelt rum und stänkert, macht ihm gern die Hölle heiß und beklagt sich über seine "erbärmliche Harmoniesucht". Er winkt ab und grinst wie ein Einfaltspinsel. Und zählt die Tage, bis die Kinder endlich aus dem Gröbsten raus sind.
Die Sonne schien und da soff er sich aus heiterem Himmel einen an.
Wenn Sie als ängstlich vermeidender Typ an sich arbeiten wollen, vergessen Sie dann bitte nicht, dass Sie ein Erfolgsmodell der Evolution sind und im täglichen Miteinander zu den ausgesprochen angenehmen Zeitgenossen gehören.
Der nur mäßig begabte und entsprechend nur mäßig erfolgreiche Schauspieler Wolfgang L. vermochte es nicht einmal, seine generelle Verachtung gegenüber seinen Mitmenschen zu überspielen.
Jede Nacht raspelt sich sein neuer Nachbar dröhnend die Raucherlunge aus dem Hals und er fragt sich wieder mal, wie viel Gewaltdelikte wohl auf hellhörige Wohnungen zurückzuführen sind.
Sie argumentiert, um den Streit fortzuführen. Er, um ihn zu beenden. Der Arme hat keine Chance.
Er hatte weiß Gott kein angenehmes Leben, aber man sah es ihm an: Unansehnlich und krank hatten ihn seine Wut, seine Bitterkeit und sein Hass gemacht.
Sie nörgelt rum und stänkert, macht ihm gern die Hölle heiß und beklagt sich über seine "erbärmliche Harmoniesucht". Er winkt ab und grinst wie ein Einfaltspinsel. Und zählt die Tage, bis die Kinder endlich aus dem Gröbsten raus sind.
Die Sonne schien und da soff er sich aus heiterem Himmel einen an.
Wenn Sie als ängstlich vermeidender Typ an sich arbeiten wollen, vergessen Sie dann bitte nicht, dass Sie ein Erfolgsmodell der Evolution sind und im täglichen Miteinander zu den ausgesprochen angenehmen Zeitgenossen gehören.
Der nur mäßig begabte und entsprechend nur mäßig erfolgreiche Schauspieler Wolfgang L. vermochte es nicht einmal, seine generelle Verachtung gegenüber seinen Mitmenschen zu überspielen.
Jede Nacht raspelt sich sein neuer Nachbar dröhnend die Raucherlunge aus dem Hals und er fragt sich wieder mal, wie viel Gewaltdelikte wohl auf hellhörige Wohnungen zurückzuführen sind.
Sie argumentiert, um den Streit fortzuführen. Er, um ihn zu beenden. Der Arme hat keine Chance.
Sonntag, 18. August 2019
Überzeugt von seiner intellektuellen Überlegenheit und generellen Großartigkeit empfand er Regeln grundsätzlich als persönliche Schikane. Besonders die lächerlichen Regeln der Straßenverkehrsordnung behinderten ihn bei der Entfaltung seiner sportlich dynamischen Persönlichkeit.
Als er ihr fürchterlich nervös seine Liebe gestand und sagte, er sei vielleicht nicht reich, habe aber einen prallen Sack voller Liebe für sie, da wollte sie das ja nur empört missverstehen.
Sein Chef lobte ihn vor versammeltem Kollegium für seine Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft. Und dabei hatte er sich gerade vorgenommen, auch mal krank zu machen und überhaupt kürzer zu treten. Mein Gott, wie er den Kerl hasste!
Das wohlig sanfte Absacken in die Seligkeit nach dem zweiten Bier: das postkoitale Ersatzerlebnis für den alten, alleinstehenden Mann. Prost!
Alles an ihr war nur noch energisch und einfordernd. Ihr Gang, ihre Stimme, ihre Wortwahl - er ertrug es nicht mehr. Sogar das Parfüm, das er immer so an ihr gemocht hatte, bereitete ihm inzwischen Übelkeit und Kopfschmerzen.
Sie ertrug seine herrische und vulgäre Art nicht länger und machte konsequent einen klaren Schnitt. Der Notarzt konnte nichts mehr für ihn tun.
Seit über 10 Jahren will sie ihr Leben ändern, um dieser Unzufriedenheit zu entkommen. Job-, Orts-, Partnerwechsel: nichts hat geholfen. Gestern sah sie ein Foto von sich an ihrem 5. Geburtstag, ihren missmutigen Blick erkannte sie sofort wieder.
Micha H. ist stolz auf seine neue Freundin. Er kann es kaum erwarten, sie bei der Weihnachtsfeier den Kollegen vorzustellen. In den letzten 4 Jahren hat er einen bemerkenswerten Umsatz erzielt und sie repräsentiert seinen neuen Status einfach perfekt.
Das einzige, was Assistenzarzt Bernhard D. noch davon abhält, sich jedes Mal nach Feierabend hoffnungslos zu betrinken, sind die beruflichen Verpflichtungen am Folgetag. Hat er dann nur Bereitschaft, dreht er am Rad.
Jens-Dieter meint, die Menschheit hat es immer wieder verkackt und über kurz oder lang wird sie es endgültig verkacken. Deswegen guckt Jens-Dieter ganz gern Star Trek, denn da hat sie es ja dann doch nicht verkackt.
Der stets mürrische Kioskbetreiber macht sich noch nicht mal die Mühe, zumindest den Anschein von Freundlichkeit zu erwecken. Herrn S. gefällt das. Der Kaufakt geht dort jedes Mal schnell und wortlos über die Bühne.
Herr S. ertrug das Wohnen viele Jahre lang nur als Provisorium und hatte seine Habseligkeiten immer schon für den nächsten Wegzug praktisch verstaut. Wollte seine Freundin die Wohnung "wohnlicher" gestalten, gab's Zoff.
Schon damals, als die Wahl des Klingeltons noch eine große Sache war, fragte sich Eberhard H., was dieser ganze nervtötende Firlefanz eigentlich soll.
Als er ihr fürchterlich nervös seine Liebe gestand und sagte, er sei vielleicht nicht reich, habe aber einen prallen Sack voller Liebe für sie, da wollte sie das ja nur empört missverstehen.
Sein Chef lobte ihn vor versammeltem Kollegium für seine Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft. Und dabei hatte er sich gerade vorgenommen, auch mal krank zu machen und überhaupt kürzer zu treten. Mein Gott, wie er den Kerl hasste!
Das wohlig sanfte Absacken in die Seligkeit nach dem zweiten Bier: das postkoitale Ersatzerlebnis für den alten, alleinstehenden Mann. Prost!
Alles an ihr war nur noch energisch und einfordernd. Ihr Gang, ihre Stimme, ihre Wortwahl - er ertrug es nicht mehr. Sogar das Parfüm, das er immer so an ihr gemocht hatte, bereitete ihm inzwischen Übelkeit und Kopfschmerzen.
Sie ertrug seine herrische und vulgäre Art nicht länger und machte konsequent einen klaren Schnitt. Der Notarzt konnte nichts mehr für ihn tun.
Seit über 10 Jahren will sie ihr Leben ändern, um dieser Unzufriedenheit zu entkommen. Job-, Orts-, Partnerwechsel: nichts hat geholfen. Gestern sah sie ein Foto von sich an ihrem 5. Geburtstag, ihren missmutigen Blick erkannte sie sofort wieder.
Micha H. ist stolz auf seine neue Freundin. Er kann es kaum erwarten, sie bei der Weihnachtsfeier den Kollegen vorzustellen. In den letzten 4 Jahren hat er einen bemerkenswerten Umsatz erzielt und sie repräsentiert seinen neuen Status einfach perfekt.
Das einzige, was Assistenzarzt Bernhard D. noch davon abhält, sich jedes Mal nach Feierabend hoffnungslos zu betrinken, sind die beruflichen Verpflichtungen am Folgetag. Hat er dann nur Bereitschaft, dreht er am Rad.
Jens-Dieter meint, die Menschheit hat es immer wieder verkackt und über kurz oder lang wird sie es endgültig verkacken. Deswegen guckt Jens-Dieter ganz gern Star Trek, denn da hat sie es ja dann doch nicht verkackt.
Der stets mürrische Kioskbetreiber macht sich noch nicht mal die Mühe, zumindest den Anschein von Freundlichkeit zu erwecken. Herrn S. gefällt das. Der Kaufakt geht dort jedes Mal schnell und wortlos über die Bühne.
Herr S. ertrug das Wohnen viele Jahre lang nur als Provisorium und hatte seine Habseligkeiten immer schon für den nächsten Wegzug praktisch verstaut. Wollte seine Freundin die Wohnung "wohnlicher" gestalten, gab's Zoff.
Schon damals, als die Wahl des Klingeltons noch eine große Sache war, fragte sich Eberhard H., was dieser ganze nervtötende Firlefanz eigentlich soll.
Sonntag, 4. August 2019
Der Auto-Poser Marvin M. hat dem gängigen Klischee entsprechend tatsächlich einen kleinen Penis. Dass er damit in der Poser-Szene offen und humorvoll umgeht, macht es für ihn aber nicht gerade leichter.
Überzeugt von seiner zentralen Position im Weltgefüge sieht er in menschlichen Warteschlangen einen Akt der Selbstunterwerfung von erbärmlichen Schlappschwänzen und belächelt jedes Mal die Empörung, die er dort auslöst, wenn er seinem Status Geltung verschafft.
Typisch deutsches Dienstleistungsbewusstsein! Jetzt muss er doch tatsächlich wieder mal durch energisches Klopfen an der Eingangstür auf sich aufmerksam machen, obwohl die Verkäuferinnen sehen können, dass er wartet und in 12 Minuten öffnen sie doch sowieso!
Obwohl die Wochenenden in seinem Einsamkeitsleben noch trostloser waren als die Arbeitstage, freute er sich auf sie, bis sie dann da waren.
Überzeugt von seiner zentralen Position im Weltgefüge sieht er in menschlichen Warteschlangen einen Akt der Selbstunterwerfung von erbärmlichen Schlappschwänzen und belächelt jedes Mal die Empörung, die er dort auslöst, wenn er seinem Status Geltung verschafft.
Typisch deutsches Dienstleistungsbewusstsein! Jetzt muss er doch tatsächlich wieder mal durch energisches Klopfen an der Eingangstür auf sich aufmerksam machen, obwohl die Verkäuferinnen sehen können, dass er wartet und in 12 Minuten öffnen sie doch sowieso!
Obwohl die Wochenenden in seinem Einsamkeitsleben noch trostloser waren als die Arbeitstage, freute er sich auf sie, bis sie dann da waren.
Sonntag, 28. Juli 2019
Und wieder mal schreitet Herr S. frohgemut zur Arbeit, fest entschlossen, ihr heute wieder mal mindestens eine absurd lachhafte Beobachtung abzugewinnen.
Ein gesundes (also kein theatralisches) Maß an Resignation war doch immer mal wieder recht hilfreich.
Die Sprache wurde dermaßen durch den Dreck gezogen, missbraucht, entstellt und hingerotzt, dass viele Wörter sich plötzlich weigerten, überhaupt noch irgendeine Bedeutung zu transportieren.
Mit 14 ging er in die Lehre, dann Wehrdienst und dann noch Arbeit bis zur Rente. Er war zufrieden und stolz. Sein Sohn belächelte ihn süffisant, für seinen Enkel aber, der in der Schule arg zu kämpfen hatte, wurde er zum Vorbild.
Als in der für ihn äußerst peinlichen Situation ausgerechnet einer seiner Lieblingssongs lief, war dieser für ihn für immer verloren. In anderen Situationen gewann er hingegen Songs, die ihm vorher nie aufgefallen waren.
Heinrich R. nahm das propagierte Menschenbild dieser naiven Sozialromantiker lachend zur Kenntnis, dachte sich seinen Teil und ließ sie machen. Nächste Woche wurde er 86 und er war nur noch müde.
Guido O. war ganz angetan von der praktischen Handhabung und dekorativen Kraft der Holzfurnierklebefolie. - Wünschte seine Frau sich nicht schon lange eine neue Küche?
Als der Frührentner Uwe U. plötzlich anfing, exzessiv Bierkrüge zu sammeln, vermutete Frieda U., es sei eine miese Retourkutsche für ihre die Wohnung bislang dominierenden Häkelfiguren. Der Krieg begann.
Wieder mal so ein Sonntag mit dieser penetrant sonnigen Sonntäglichkeit, brummelt der verkaterte Herr S. vor sich hin und zieht nach einem kurzen Blick die Vorhänge wieder zu.
Ein gesundes (also kein theatralisches) Maß an Resignation war doch immer mal wieder recht hilfreich.
Die Sprache wurde dermaßen durch den Dreck gezogen, missbraucht, entstellt und hingerotzt, dass viele Wörter sich plötzlich weigerten, überhaupt noch irgendeine Bedeutung zu transportieren.
Mit 14 ging er in die Lehre, dann Wehrdienst und dann noch Arbeit bis zur Rente. Er war zufrieden und stolz. Sein Sohn belächelte ihn süffisant, für seinen Enkel aber, der in der Schule arg zu kämpfen hatte, wurde er zum Vorbild.
Als in der für ihn äußerst peinlichen Situation ausgerechnet einer seiner Lieblingssongs lief, war dieser für ihn für immer verloren. In anderen Situationen gewann er hingegen Songs, die ihm vorher nie aufgefallen waren.
Heinrich R. nahm das propagierte Menschenbild dieser naiven Sozialromantiker lachend zur Kenntnis, dachte sich seinen Teil und ließ sie machen. Nächste Woche wurde er 86 und er war nur noch müde.
Guido O. war ganz angetan von der praktischen Handhabung und dekorativen Kraft der Holzfurnierklebefolie. - Wünschte seine Frau sich nicht schon lange eine neue Küche?
Als der Frührentner Uwe U. plötzlich anfing, exzessiv Bierkrüge zu sammeln, vermutete Frieda U., es sei eine miese Retourkutsche für ihre die Wohnung bislang dominierenden Häkelfiguren. Der Krieg begann.
Wieder mal so ein Sonntag mit dieser penetrant sonnigen Sonntäglichkeit, brummelt der verkaterte Herr S. vor sich hin und zieht nach einem kurzen Blick die Vorhänge wieder zu.
Sonntag, 21. Juli 2019
Das irgendwie Dazugehören oder das irgendwas Darstellen interessierte ihn nicht. Er war am liebsten allein und goss sich dann einen ein.
Der stiernackige und typische "Ork vom Dorf" Michael 'Mike' B. machte sich am Samstagabend auf den Weg zu der 30 km entfernten Großstadt, um das dortige Stadtfest kräftig aufzumischen. Vor Ort begnügte er sich dann aber mit einer Curry-Wurst plus Fanta.
Mit zunehmenden Alter schimpfte Kai-Peter P. immer häufiger und derber über die "Salon-Sozialisten" und "Wohlstandsökos". Seine desillusionierende Sozialarbeitertätigkeit bei der Familienhilfe bot ihm lediglich einen Wohlstand auf Kleinbürgerniveau.
Die Unannehmlichkeiten dann tatsächlich durchzustehen, war weniger unangenehm, als sie vorher permanent im Kopf durchzuspielen. Mit den Annehmlichkeiten verhielt es sich aber leider ebenso.
Sein Studium hatte ihm in beruflicher Hinsicht rein gar nichts gebracht, eher im Gegenteil, dafür aber 5 Jahre lang ein Leben voller Freiheiten und Ausschweifungen und das in seinen besten Jahren. Mit dem Deal konnte er leben.
Als Kind und Jugendlicher war seine Aufmerksamkeitsspanne sehr gering. Jetzt, als Erwachsener, ist seine Begeisterungsspanne sogar noch viel geringer.
Obwohl er ihr schon mehrfach versichert hat, dass er das neue Glitzerdesign ihrer Fingernägel echt geil findet, wird Kirsty-Sue den Verdacht nicht los, dass er sich gar nicht wirklich dafür begeistert.
Die Mitglieder des Motorradclubs "MC Kirmes" organisieren seit 23 Jahren jedes Wochenende mindestens einen Ausflug zu einem Volksfest, um dort mit ihren hochglanzpolierten Bikes und ihrer Lederkluft für mächtig Aufsehen zu sorgen.
Der stiernackige und typische "Ork vom Dorf" Michael 'Mike' B. machte sich am Samstagabend auf den Weg zu der 30 km entfernten Großstadt, um das dortige Stadtfest kräftig aufzumischen. Vor Ort begnügte er sich dann aber mit einer Curry-Wurst plus Fanta.
Mit zunehmenden Alter schimpfte Kai-Peter P. immer häufiger und derber über die "Salon-Sozialisten" und "Wohlstandsökos". Seine desillusionierende Sozialarbeitertätigkeit bei der Familienhilfe bot ihm lediglich einen Wohlstand auf Kleinbürgerniveau.
Die Unannehmlichkeiten dann tatsächlich durchzustehen, war weniger unangenehm, als sie vorher permanent im Kopf durchzuspielen. Mit den Annehmlichkeiten verhielt es sich aber leider ebenso.
Sein Studium hatte ihm in beruflicher Hinsicht rein gar nichts gebracht, eher im Gegenteil, dafür aber 5 Jahre lang ein Leben voller Freiheiten und Ausschweifungen und das in seinen besten Jahren. Mit dem Deal konnte er leben.
Als Kind und Jugendlicher war seine Aufmerksamkeitsspanne sehr gering. Jetzt, als Erwachsener, ist seine Begeisterungsspanne sogar noch viel geringer.
Obwohl er ihr schon mehrfach versichert hat, dass er das neue Glitzerdesign ihrer Fingernägel echt geil findet, wird Kirsty-Sue den Verdacht nicht los, dass er sich gar nicht wirklich dafür begeistert.
Die Mitglieder des Motorradclubs "MC Kirmes" organisieren seit 23 Jahren jedes Wochenende mindestens einen Ausflug zu einem Volksfest, um dort mit ihren hochglanzpolierten Bikes und ihrer Lederkluft für mächtig Aufsehen zu sorgen.
Mittwoch, 10. Juli 2019
Einigermaßen erträglich wurde es immer dann, wenn er es schaffte, seinen Job und überhaupt sein ganzes Leben als völlig absurden Witz zu begreifen.
In seinem Job war er vielen Demütigungen ausgesetzt, bis er endlich lernte, die Kröten, die sie ihm vorsetzten, nicht mehr zu schlucken, sondern mit kaltem, analytischem Interesse zu sezieren.
Aufdringliche Menschen sind in aller Regel nicht nur wegen ihrer Aufdringlichkeit äußerst unangenehm, so seine Erfahrung. Dass er selbst in Gesellschaft so gehemmt war, hatte er auch diesen Arschlöchern zu verdanken.
Für ein höheres Maß an Zufriedenheit in seinem Leben musste er noch hart an sich arbeiten. Besonders die Gleichgültigkeit gegenüber seinem Job, die ihm schon jetzt so viel gab, war in vielen Bereichen noch ausbaufähig.
Er müsse sich auch keine Sorgen um evtl. Verantwortlichkeiten machen, die allgemeine Nicht-Zuständigkeit war dort durch seine Vorgänger*innen bereits perfekt organisiert. Seinem Aufstieg ins nächst höhere Amt stand nichts im Wege.
Ihre Freundlichkeit gegenüber den Kunden beruhte irgendwann nur noch auf Unsicherheit und Furcht. Die Berufsausbildung hatte sie damals noch voller Enthusiasmus und Freude absolviert.
Verkatert und angewidert saß er auf seinem Designer-Sofa und schaute sich um. Arbeit, Freizeit, sein ganzes Leben: nur noch eine Jauchegrube zum langsam drin verrotten. Und das Schlimmste dabei: All die Scheiße hat er sich bereitwillig aufschwatzen lassen.
In seinem Job war er vielen Demütigungen ausgesetzt, bis er endlich lernte, die Kröten, die sie ihm vorsetzten, nicht mehr zu schlucken, sondern mit kaltem, analytischem Interesse zu sezieren.
Aufdringliche Menschen sind in aller Regel nicht nur wegen ihrer Aufdringlichkeit äußerst unangenehm, so seine Erfahrung. Dass er selbst in Gesellschaft so gehemmt war, hatte er auch diesen Arschlöchern zu verdanken.
Für ein höheres Maß an Zufriedenheit in seinem Leben musste er noch hart an sich arbeiten. Besonders die Gleichgültigkeit gegenüber seinem Job, die ihm schon jetzt so viel gab, war in vielen Bereichen noch ausbaufähig.
Er müsse sich auch keine Sorgen um evtl. Verantwortlichkeiten machen, die allgemeine Nicht-Zuständigkeit war dort durch seine Vorgänger*innen bereits perfekt organisiert. Seinem Aufstieg ins nächst höhere Amt stand nichts im Wege.
Ihre Freundlichkeit gegenüber den Kunden beruhte irgendwann nur noch auf Unsicherheit und Furcht. Die Berufsausbildung hatte sie damals noch voller Enthusiasmus und Freude absolviert.
Verkatert und angewidert saß er auf seinem Designer-Sofa und schaute sich um. Arbeit, Freizeit, sein ganzes Leben: nur noch eine Jauchegrube zum langsam drin verrotten. Und das Schlimmste dabei: All die Scheiße hat er sich bereitwillig aufschwatzen lassen.
Mittwoch, 3. Juli 2019
Seit 18 Jahren ist er jetzt Kulturdezernent, bei Kolleg*innen beliebt und anerkannt, aber oft wäre er viel lieber so ein hartgesottener Typ mit entsprechender Hackfresse, der bei Volksfesten breitbeinig vor dem Toilettenwagen sitzt und abkassiert.
Beim Schneiden seiner Fußnägel völlig in sich versunken vergaß er ihre Anwesenheit und registrierte sie nicht: ihre Blicke voller Abscheu und Hass, die ihn noch hätten warnen können.
Sigrid S. riss sich zusammen und schwärmte bei der Arbeit von ihrem "herrlichen" Familienurlaub. Sie schaffte es sogar, dabei tapfer zu lächeln.
Hin und wieder ärgerte er sich im Nachhinein, Dinge entsorgt zu haben. Viel häufiger aber ärgerte er sich im Nachhinein, Dinge angeschafft zu haben. Seine stetig wachsende Genügsamkeit gab ihm Ruhe und Zufriedenheit.
Herr M. hat die Urlaubsreisen satt. Das einzige, was ihm noch gefällt, sind die warmen Würstchen, der Speck und das Rührei beim Frühstücksbuffet. Wohlweislich weigert sich Frau M., ihm das zu Hause zuzubereiten.
Am Kassenband vor ihm streitet sich ein offensichtlich zugedröhntes Junkie-Pärchen nölig und kleinkariert um Schulden in Höhe von 2,80 Euro und er fragt sich, wozu nehmen die eigentlich Drogen?
Neben seinem Job investiert er spekulativ, kauft und verkauft Immobilien, jongliert mit seinem Vermögen, überwacht es tagtäglich. Gestresst, angespannt und gereizt verliert er schon mal den Überblick und wird ungerecht und nein: Spaß macht das alles keinen.
In Überlegungen versunken, wie er den Absprung aus diesem furchtbaren Beschäftigungsverhältnis bewältigen könne, starrte er untätig auf den Bildschirm - unbewusst wissend, dass seine nachlassende "Performance" schon allein für den baldigen Absprung sorgen wird.
Er betrieb Autosuggestion, er sagte sich "Akzeptier's einfach!", immer wieder "Akzeptier's einfach!", es half ihm, mit der Beschissenheit seines Seins umzugehen, zumindest ein Stück weit, ein kleines Stück weit, also, er kam soweit klar, einigermaßen.
Beim Schneiden seiner Fußnägel völlig in sich versunken vergaß er ihre Anwesenheit und registrierte sie nicht: ihre Blicke voller Abscheu und Hass, die ihn noch hätten warnen können.
Sigrid S. riss sich zusammen und schwärmte bei der Arbeit von ihrem "herrlichen" Familienurlaub. Sie schaffte es sogar, dabei tapfer zu lächeln.
Hin und wieder ärgerte er sich im Nachhinein, Dinge entsorgt zu haben. Viel häufiger aber ärgerte er sich im Nachhinein, Dinge angeschafft zu haben. Seine stetig wachsende Genügsamkeit gab ihm Ruhe und Zufriedenheit.
Herr M. hat die Urlaubsreisen satt. Das einzige, was ihm noch gefällt, sind die warmen Würstchen, der Speck und das Rührei beim Frühstücksbuffet. Wohlweislich weigert sich Frau M., ihm das zu Hause zuzubereiten.
Am Kassenband vor ihm streitet sich ein offensichtlich zugedröhntes Junkie-Pärchen nölig und kleinkariert um Schulden in Höhe von 2,80 Euro und er fragt sich, wozu nehmen die eigentlich Drogen?
Neben seinem Job investiert er spekulativ, kauft und verkauft Immobilien, jongliert mit seinem Vermögen, überwacht es tagtäglich. Gestresst, angespannt und gereizt verliert er schon mal den Überblick und wird ungerecht und nein: Spaß macht das alles keinen.
In Überlegungen versunken, wie er den Absprung aus diesem furchtbaren Beschäftigungsverhältnis bewältigen könne, starrte er untätig auf den Bildschirm - unbewusst wissend, dass seine nachlassende "Performance" schon allein für den baldigen Absprung sorgen wird.
Er betrieb Autosuggestion, er sagte sich "Akzeptier's einfach!", immer wieder "Akzeptier's einfach!", es half ihm, mit der Beschissenheit seines Seins umzugehen, zumindest ein Stück weit, ein kleines Stück weit, also, er kam soweit klar, einigermaßen.
Freitag, 28. Juni 2019
Umgeben von abschreckenden Beispielen begreift und nutzt der Angestellte Hartmut R. seinen Arbeitsplatz inzwischen als eine persönliche Übungsstätte zur Entwicklung einer geduldigen, gesunden Psyche.
Vom Leben fies und ungerecht behandelt zog sich Gerd G. schwer beleidigt in seine Ecke zurück und beschäftigte sich dort mit den Spielzeugen seiner unbeschwerten Kindheit und Jugend.
Fernsehen schaute er nur noch ohne Ton. Morgens und abends in der Straßenbahn und sogar mittags in der Kantine stopfte er sich Ohropax in die Ohren. Ohne Ohropax zu schlafen, war undenkbar. Er fragte sich, ob Taubheit nicht ein Segen für ihn wäre.
Vom Leben fies und ungerecht behandelt zog sich Gerd G. schwer beleidigt in seine Ecke zurück und beschäftigte sich dort mit den Spielzeugen seiner unbeschwerten Kindheit und Jugend.
Fernsehen schaute er nur noch ohne Ton. Morgens und abends in der Straßenbahn und sogar mittags in der Kantine stopfte er sich Ohropax in die Ohren. Ohne Ohropax zu schlafen, war undenkbar. Er fragte sich, ob Taubheit nicht ein Segen für ihn wäre.
Sonntag, 23. Juni 2019
Weil er mit 68 immer noch von einem lässigen Leben mit einem sexy Bikini-Model träumt, gibt er jeden Monat über 500 Euro für Lotto aus. Dass er nach bürgerlichen Maßstäben in seinem Leben alles erreicht hat und in der Gemeinde hochangesehen ist, bedeutet ihm einen Scheiß.
Auch wenn ihm seine Mitmenschen fürchterlich auf die Nerven gehen, sie geben ihm Halt; genau so verhält es sich mit seinem Job. Er hat es endlich eingesehen: er steht nicht über den Dingen.
Die Naivität von Fr. Schulz ging so weit, dass sie allen Ernstes glaubte, ihr außerordentlich ehrgeiziges Engagement für die Firma erhöhe auch ihr Ansehen bei den Kolleg*innen.
Michael 'Mike' von Stolzener fand die Jacke eigentlich "echt hammer" und er sah darin "voll savage" aus, aber ihr günstiger Preis lag nun mal definitiv unter seinem Niveau.
Hochintelligent, engagiert, fachlich immer auf den neuesten Stand und dennoch war Dr. Lisa P. aufgrund ihres Empathiemangels eindeutig eine katastrophale Fehlbesetzung. Die Patienten in der Klinik aber hatten keine Wahl.
Dass der sich gern als exzentrischer Business-Punk inszenierende Lars W. nach Abschluss seines BWL-Studiums den Fliesen- & Bäder-Shop seines Vaters übernehmen wird und seine Eltern bereits ihr Wohnhaus für ihn ausbauen, behält er lieber für sich.
Alle wirklich außergewöhnlichen Menschen, die Herr S. bislang kennenlernen durfte, waren auf den ersten Blick ganz gewöhnlich.
Ihren mürrischen und berufsmüden Chef hatten die Mitarbeiter*innen erst zu schätzen gelernt, als seine für den Betrieb brennende Nachfolgerin von ihnen das gleiche Maß an Engagement und Begeisterung einforderte, welches sie ihnen tagtäglich theatralisch vorlebte.
Nicht mehr sagen müssen "Es ist mir egal!", weil es wirklich so ist und stattdessen irgendwas Nettes trällern - da möchte er hin.
Kai-Uwe H. pflegte lieber einen Ghetto-Gangsta-Lifestyle, als sich um sein Studium zu kümmern. Als nach 18 Semestern seine Mutter sich plötzlich weigerte, weiterhin seine Wäsche zu waschen, spürte er erstmals, was es bedeutet, "echt in trouble" zu sein.
Auch Herr S. war mal ein Nachtschwärmer. Inzwischen bevorzugt er die ruhigen, klaren, unverbrauchten Morgenstunden.
Zu der Zeit als plötzlich die ersten Kleinkinder bei den nächtlichen Privatpartys auftauchten und mit ihrer überdrehten Quirligkeit für jede Menge Spaß und Unterhaltung sorgten, war der eigentliche Spaß endgültig vorbei.
Auch wenn ihm seine Mitmenschen fürchterlich auf die Nerven gehen, sie geben ihm Halt; genau so verhält es sich mit seinem Job. Er hat es endlich eingesehen: er steht nicht über den Dingen.
Die Naivität von Fr. Schulz ging so weit, dass sie allen Ernstes glaubte, ihr außerordentlich ehrgeiziges Engagement für die Firma erhöhe auch ihr Ansehen bei den Kolleg*innen.
Michael 'Mike' von Stolzener fand die Jacke eigentlich "echt hammer" und er sah darin "voll savage" aus, aber ihr günstiger Preis lag nun mal definitiv unter seinem Niveau.
Hochintelligent, engagiert, fachlich immer auf den neuesten Stand und dennoch war Dr. Lisa P. aufgrund ihres Empathiemangels eindeutig eine katastrophale Fehlbesetzung. Die Patienten in der Klinik aber hatten keine Wahl.
Dass der sich gern als exzentrischer Business-Punk inszenierende Lars W. nach Abschluss seines BWL-Studiums den Fliesen- & Bäder-Shop seines Vaters übernehmen wird und seine Eltern bereits ihr Wohnhaus für ihn ausbauen, behält er lieber für sich.
Alle wirklich außergewöhnlichen Menschen, die Herr S. bislang kennenlernen durfte, waren auf den ersten Blick ganz gewöhnlich.
Ihren mürrischen und berufsmüden Chef hatten die Mitarbeiter*innen erst zu schätzen gelernt, als seine für den Betrieb brennende Nachfolgerin von ihnen das gleiche Maß an Engagement und Begeisterung einforderte, welches sie ihnen tagtäglich theatralisch vorlebte.
Nicht mehr sagen müssen "Es ist mir egal!", weil es wirklich so ist und stattdessen irgendwas Nettes trällern - da möchte er hin.
Kai-Uwe H. pflegte lieber einen Ghetto-Gangsta-Lifestyle, als sich um sein Studium zu kümmern. Als nach 18 Semestern seine Mutter sich plötzlich weigerte, weiterhin seine Wäsche zu waschen, spürte er erstmals, was es bedeutet, "echt in trouble" zu sein.
Auch Herr S. war mal ein Nachtschwärmer. Inzwischen bevorzugt er die ruhigen, klaren, unverbrauchten Morgenstunden.
Zu der Zeit als plötzlich die ersten Kleinkinder bei den nächtlichen Privatpartys auftauchten und mit ihrer überdrehten Quirligkeit für jede Menge Spaß und Unterhaltung sorgten, war der eigentliche Spaß endgültig vorbei.
Sonntag, 16. Juni 2019
Auch wenn er in seinem Leben groß nichts erreicht hat, so ist Hubert B. doch jedes Mal stolz wie Bolle, wenn er jetzt, mit Mitte 60, noch immer morgens mit einem Mordsständer aus dem Bett steigt.
Herr G. hat Familie. Vor allem deswegen hätte er gern einen Job, bei dem er auch an Sonn- und Feiertagen arbeiten muss.
Ihr energisch stampfender Gang änderte auch nichts daran, dass Fr. Hupweiler es nie vermochte, in ihrem Beruf die glanzvolle Karriere hinzulegen, die ihr ihrer Meinung nach zustand.
Als der für die betriebliche Fortbildung engagierte Coach sich wieder mal als ein gescheiterter Schauspieler/Musiker/Autor entpuppte, begleitete der verbitterte Lohnbuchhalter Max A. das Seminar mit einem süffisanten Grinsen.
Jeden Morgen schleppt er sich verkatert zu seinem verhassten Job und dabei ist ihm bewusst: ausgerechnet nur noch diese blödsinnige Arbeit ist es, die ihn vor dem endgültigen Absturz bewahrt.
Durch ihre völlige Fixiertheit auf Äußerlichkeiten erkannte Ashley L. den Kern ihres Seins.
Als Kind war Walter R. gehässig und hinterhältig. Jetzt, als freundlicher, distinguierter alter Herr, muss er sich vor der kleinen Drecksau in ihm immer noch mächtig in Acht nehmen.
Gerade mal ein Bier lang hat sich Uwe W. das kostenlose Rockkonzert auf dem Stadtfest angeschaut, nur um dann wieder allein, müde und seiner Jugend nachtrauernd nach Hause zu gehen. Und dafür hatte er sich extra noch diese auf alt gemachte Motorradlederjacke gekauft.
Herr G. hat Familie. Vor allem deswegen hätte er gern einen Job, bei dem er auch an Sonn- und Feiertagen arbeiten muss.
Ihr energisch stampfender Gang änderte auch nichts daran, dass Fr. Hupweiler es nie vermochte, in ihrem Beruf die glanzvolle Karriere hinzulegen, die ihr ihrer Meinung nach zustand.
Als der für die betriebliche Fortbildung engagierte Coach sich wieder mal als ein gescheiterter Schauspieler/Musiker/Autor entpuppte, begleitete der verbitterte Lohnbuchhalter Max A. das Seminar mit einem süffisanten Grinsen.
Jeden Morgen schleppt er sich verkatert zu seinem verhassten Job und dabei ist ihm bewusst: ausgerechnet nur noch diese blödsinnige Arbeit ist es, die ihn vor dem endgültigen Absturz bewahrt.
Durch ihre völlige Fixiertheit auf Äußerlichkeiten erkannte Ashley L. den Kern ihres Seins.
Als Kind war Walter R. gehässig und hinterhältig. Jetzt, als freundlicher, distinguierter alter Herr, muss er sich vor der kleinen Drecksau in ihm immer noch mächtig in Acht nehmen.
Gerade mal ein Bier lang hat sich Uwe W. das kostenlose Rockkonzert auf dem Stadtfest angeschaut, nur um dann wieder allein, müde und seiner Jugend nachtrauernd nach Hause zu gehen. Und dafür hatte er sich extra noch diese auf alt gemachte Motorradlederjacke gekauft.
Freitag, 24. Mai 2019
Nun ist er alt und hat das Meiste satt. Das wohlige Zubettgehen am späten Abend ist ihm inzwischen das Liebste
Unvorsichtig bezeichnete Frau P. in der Mittagspause ihre Arbeit als monströse Lebenszeitverschwendung. Tags darauf wurde sie ins Büro des Direktors zitiert. Der gratulierte ihr amüsiert zu ihrer Formulierung, bat sie aber, seine Zustimmung für sich zu behalten.
Der schüchterne Herr L. schwelgt ab und an immer noch in der rührseligen Vorstellung, wie seine Arbeitskolleginnen wohl die Nachricht seines überraschend tragischen Todes aufnehmen würden. Dabei wird ihm peinlich bewusst, wie viel kindisches Gemüt noch immer in ihm steckt.
Und dann wurden für ihn die eigenen Lügen wahrhaftiger als all diese lästigen Wahrheiten; endlich kam er im Leben voran.
Aus einer unbegreiflichen Laune heraus besuchte er am Samstagabend den örtlichen Jahrmarkt. Unbeholfen inmitten des lärmenden Getümmels dauerte es keine viertel Stunde, bis er sich widerwillig selbst als hochnäsig und pikiert empfand.
Seine Verachtung gegenüber seiner Arbeitsstelle war inzwischen so groß, dass er nicht einmal mehr Kritik an ihr übte. Als er sich letztens noch bei Arbeitskollegen kritisch geäußert hatte, empfand er es im Nachhinein als peinliches Eingeständnis seiner Zugehörigkeit.
Herr L. ging hart mit sich selbst ins Gericht, verzieh sich nichts, quälte sich mit peinlichen Erinnerungen. Offenbar war er unzufrieden mit sich und mochte sich nicht besonders. - Noch ein Grund mehr für ihn, sich nicht zu mögen.
Unvorsichtig bezeichnete Frau P. in der Mittagspause ihre Arbeit als monströse Lebenszeitverschwendung. Tags darauf wurde sie ins Büro des Direktors zitiert. Der gratulierte ihr amüsiert zu ihrer Formulierung, bat sie aber, seine Zustimmung für sich zu behalten.
Der schüchterne Herr L. schwelgt ab und an immer noch in der rührseligen Vorstellung, wie seine Arbeitskolleginnen wohl die Nachricht seines überraschend tragischen Todes aufnehmen würden. Dabei wird ihm peinlich bewusst, wie viel kindisches Gemüt noch immer in ihm steckt.
Und dann wurden für ihn die eigenen Lügen wahrhaftiger als all diese lästigen Wahrheiten; endlich kam er im Leben voran.
Aus einer unbegreiflichen Laune heraus besuchte er am Samstagabend den örtlichen Jahrmarkt. Unbeholfen inmitten des lärmenden Getümmels dauerte es keine viertel Stunde, bis er sich widerwillig selbst als hochnäsig und pikiert empfand.
Seine Verachtung gegenüber seiner Arbeitsstelle war inzwischen so groß, dass er nicht einmal mehr Kritik an ihr übte. Als er sich letztens noch bei Arbeitskollegen kritisch geäußert hatte, empfand er es im Nachhinein als peinliches Eingeständnis seiner Zugehörigkeit.
Herr L. ging hart mit sich selbst ins Gericht, verzieh sich nichts, quälte sich mit peinlichen Erinnerungen. Offenbar war er unzufrieden mit sich und mochte sich nicht besonders. - Noch ein Grund mehr für ihn, sich nicht zu mögen.
Sonntag, 19. Mai 2019
Die Eltern von Brando-Marlon Meyerhoff waren begeisterte Cineasten. Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein gehörten nicht zu ihren Stärken.
Für die bislang verwöhnten Mitarbeiter*innen war es eine völlig neue Erfahrung, als in ihrem Kulturzentrum die Unkultiviertheit Einzug erhielt. Sie überlegten, das kostenlose W-LAN wieder abzuschaffen.
Was für'n Scheiß, pflegte er bei allen möglichen Gelegenheiten zu sagen und lag damit jedes Mal zu 90 % richtig.
Voller Eifer besprüht Wilfried R. den Herd mit dem neuen Mega-Powerreiniger, nur um gleich festzustellen, dass die volltönenden Versprechungen auf der knallig bunten Sprühflasche ihn bei seinen Bemühungen schamlos und eiskalt verhöhnen.
Nach umfangreichen Internetrecherchen und dem Aufsuchen mehrerer Experten in diversen Museen entpuppt sich der Flohmarktkauf tatsächlich als Flohmarktartikel. Aber Karl-Heinz M. weiß es besser und bleibt dran.
Für die bislang verwöhnten Mitarbeiter*innen war es eine völlig neue Erfahrung, als in ihrem Kulturzentrum die Unkultiviertheit Einzug erhielt. Sie überlegten, das kostenlose W-LAN wieder abzuschaffen.
Was für'n Scheiß, pflegte er bei allen möglichen Gelegenheiten zu sagen und lag damit jedes Mal zu 90 % richtig.
Voller Eifer besprüht Wilfried R. den Herd mit dem neuen Mega-Powerreiniger, nur um gleich festzustellen, dass die volltönenden Versprechungen auf der knallig bunten Sprühflasche ihn bei seinen Bemühungen schamlos und eiskalt verhöhnen.
Nach umfangreichen Internetrecherchen und dem Aufsuchen mehrerer Experten in diversen Museen entpuppt sich der Flohmarktkauf tatsächlich als Flohmarktartikel. Aber Karl-Heinz M. weiß es besser und bleibt dran.
Donnerstag, 16. Mai 2019
Fassungslos, wütend und im derbsten Vokabular fluchend hörte der ledige Willibald B. im Alter von 73 Jahren zum ersten Mal, dass es zweifelsfrei erwiesen ist, dass Masturbation weder Blindheit noch Geistesgestörtheit oder sonst ein Leiden zur Folge haben kann.
Da Hartmut R. es nicht akzeptieren konnte, dass Gutmütigkeit auch mal schändlich ausgenutzt wird, blieb er zeitlebens lieber der misstrauische, unnachgiebige harte Knochen mit der üblen Laune. Ja, da blieb er sich treu bis zum bitteren Ende.
6 Jahre ist sie jetzt arbeitslos und bewegt sich längst in einem anderen sozialen Umfeld, dennoch legt sie weiterhin großen Wert auf ein exklusives Erscheinungsbild. Ihre trotzige Eleganz wird mehr und mehr zu einem tragischen Kampf auf verlorenem Posten.
Um sich vor der Angst und Ohnmacht angesichts der rasant fortschreitenden Verwahrlosung seiner Umgebung zu schützen, empfand er zusehends eine gehässige Freude am Niedergang.
Da Hartmut R. es nicht akzeptieren konnte, dass Gutmütigkeit auch mal schändlich ausgenutzt wird, blieb er zeitlebens lieber der misstrauische, unnachgiebige harte Knochen mit der üblen Laune. Ja, da blieb er sich treu bis zum bitteren Ende.
6 Jahre ist sie jetzt arbeitslos und bewegt sich längst in einem anderen sozialen Umfeld, dennoch legt sie weiterhin großen Wert auf ein exklusives Erscheinungsbild. Ihre trotzige Eleganz wird mehr und mehr zu einem tragischen Kampf auf verlorenem Posten.
Um sich vor der Angst und Ohnmacht angesichts der rasant fortschreitenden Verwahrlosung seiner Umgebung zu schützen, empfand er zusehends eine gehässige Freude am Niedergang.
Sonntag, 12. Mai 2019
Die Arbeitstage sind ihm lästig und öde, die freien Tage hingegen nur öde. Die freiwillige Ödnis gefällt ihm.
Nach einem langen, lausigen Arbeitstag macht er sich ein Bier auf und starrt ins Leere: #TagderArbeit
Da Herr A. nur sehr selten etwas witzig findet, fragte ihn eine Kollegin amüsiert, ob er vielleicht an einer chronischen Lachhemmung leide. Diese Unverschämtheit quittierte er mit einem völlig überzogenen Verlegenheitslacher.
Nach einem langen, lausigen Arbeitstag macht er sich ein Bier auf und starrt ins Leere: #TagderArbeit
Da Herr A. nur sehr selten etwas witzig findet, fragte ihn eine Kollegin amüsiert, ob er vielleicht an einer chronischen Lachhemmung leide. Diese Unverschämtheit quittierte er mit einem völlig überzogenen Verlegenheitslacher.
Donnerstag, 9. Mai 2019
Großmäulig tönt er in Superlativen, da alles, was er faktisch zu bieten hat, noch nicht mal an den Durchschnitt heranreicht.
Die abgebrochene Hauptschule hinderte ihn nicht an einem Leben in Eitelkeit und Großmannssucht.
Die Jogginghose mit dem oberschenkelgroßen Aufdruck "BOSS" karikiert ihren nichtsahnenden Träger wieder mal gnadenlos in aller Öffentlichkeit.
Die abgebrochene Hauptschule hinderte ihn nicht an einem Leben in Eitelkeit und Großmannssucht.
Die Jogginghose mit dem oberschenkelgroßen Aufdruck "BOSS" karikiert ihren nichtsahnenden Träger wieder mal gnadenlos in aller Öffentlichkeit.
Sonntag, 5. Mai 2019
Noch mit Anfang 40 legte Claus K. großen Wert darauf, seinen alternativen Lebensentwurf durch eine entsprechend auffällige Garderobe zum Ausdruck zu bringen. Der aristokratisch melancholische Piratenvampir in ihm ließ einfach nicht locker.
Der fitnessbegeisterte Kai-Uwe K. vollführt seine Dehn- und Fitnessübungen gern vor Publikum im öffentlichen Raum. Besonders stolz scheint er auf seinen Hintern zu sein, den er dabei den weniger sportbegabten Passanten selbstbewusst entgegenstreckt.
Der fitnessbegeisterte Kai-Uwe K. vollführt seine Dehn- und Fitnessübungen gern vor Publikum im öffentlichen Raum. Besonders stolz scheint er auf seinen Hintern zu sein, den er dabei den weniger sportbegabten Passanten selbstbewusst entgegenstreckt.
Samstag, 4. Mai 2019
Sich seines Äußeren und der entsprechenden Wirkung auf Frauen bewusst, blieb er ihnen gegenüber immer freundlich, aber eingeschüchtert und passiv und er hoffte auf ein Wunder.
Der alte Herr hat nicht wirklich was zu erzählen, aber viel loszuwerden. Mit Spannung und Vorfreude wartet er darauf, welcher der gerade zusteigenden Fahrgäste wohl gleich neben ihm Platz nehmen wird.
Nach einer hektischen Einführung fragte der Ein-Euro-Jobber verunsichert, was genau er denn jetzt eigentlich zu tun habe. Der Rektor wies ihm den Weg zum Klassenzimmer und sagte: "Entscheidend ist, dass Sie die Schüler irgendwie gut unterhalten."
Der alte Herr hat nicht wirklich was zu erzählen, aber viel loszuwerden. Mit Spannung und Vorfreude wartet er darauf, welcher der gerade zusteigenden Fahrgäste wohl gleich neben ihm Platz nehmen wird.
Nach einer hektischen Einführung fragte der Ein-Euro-Jobber verunsichert, was genau er denn jetzt eigentlich zu tun habe. Der Rektor wies ihm den Weg zum Klassenzimmer und sagte: "Entscheidend ist, dass Sie die Schüler irgendwie gut unterhalten."
Mittwoch, 1. Mai 2019
Das sind keine Jugendliche, das sind hochgewachsene Kleinkinder, sagte er sich immer wieder, um den beruflichen Umgang mit ihnen halbwegs ertragen zu können.
Nach einer heißen Dusche föhnte Werner W. ein Sichtloch in den beschlagenen Badezimmerspiegel, als ihm jäh die ganze Absurdität seines Seins gewahr wurde. Nach 3 Sekunden ging es wieder und er kämmte sich routiniert den üblichen Mittelscheitel.
Nach einer heißen Dusche föhnte Werner W. ein Sichtloch in den beschlagenen Badezimmerspiegel, als ihm jäh die ganze Absurdität seines Seins gewahr wurde. Nach 3 Sekunden ging es wieder und er kämmte sich routiniert den üblichen Mittelscheitel.
Sonntag, 28. April 2019
So wie früher sich am Samstagabend einfach mal betrinken und abwarten, was passiert, funktionierte auch nicht mehr, da rein gar nichts mehr passierte. Seine Antriebslosigkeit und der Alkohol verstanden sich ausgezeichnet und gingen Hand in Hand.
Als junger Mann verachtete und verspottete er das bürgerliche Leben, mit Eintritt ins Erwerbsleben lebte er es. Als sich dann, so ungefähr auf halber Strecke, Verachtung und Spott zurückmeldeten, kam er aus der Nummer nicht mehr raus.
Als junger Mann verachtete und verspottete er das bürgerliche Leben, mit Eintritt ins Erwerbsleben lebte er es. Als sich dann, so ungefähr auf halber Strecke, Verachtung und Spott zurückmeldeten, kam er aus der Nummer nicht mehr raus.
Sonntag, 21. April 2019
Der törichte alte Mann ruderte wie wild mit den Armen und brüllte törichte Anweisungen. Als Chef war das sein gutes Recht, er hatte das alles hier mal aufgebaut.
Seine gutbürgerliche Existenz nötigte ihn, seinen Alkoholismus gut geplant und streng organisiert im Verborgenen auszuleben. Soff er sich einen an, war es eine Befreiung innerhalb der Zelle.
Erwartungsnervös wie ein Kind am Weihnachtsmorgen wachte und stand er morgens um fünf auf, ohne dass ihn irgendwas erwartet hätte. Der Restalkohol hatte ihn einfach nur verarscht.
Seine gutbürgerliche Existenz nötigte ihn, seinen Alkoholismus gut geplant und streng organisiert im Verborgenen auszuleben. Soff er sich einen an, war es eine Befreiung innerhalb der Zelle.
Erwartungsnervös wie ein Kind am Weihnachtsmorgen wachte und stand er morgens um fünf auf, ohne dass ihn irgendwas erwartet hätte. Der Restalkohol hatte ihn einfach nur verarscht.
Freitag, 19. April 2019
Sein Job war im Grunde ein schlechter Scherz, allenfalls eine triste Ablenkung von seiner Einsamkeit, genau wie das Fernsehen am Feierabend.
Viel zu lange schon klammerte sich Jens-Peter P. an die Glücksversprechen der Jugendkultur. Als er dann sah, dass C&A tatsächlich Band T-Shirts seiner Jugendidole zum Schleuderpreis anbot, kaufte er sich gleich drei.
Viel zu lange schon klammerte sich Jens-Peter P. an die Glücksversprechen der Jugendkultur. Als er dann sah, dass C&A tatsächlich Band T-Shirts seiner Jugendidole zum Schleuderpreis anbot, kaufte er sich gleich drei.
Sonntag, 14. April 2019
Herr Kühn schimpfte liebend gern und viel. Am liebsten schimpfte er über Ausländer: "Fachkräfte! Deutschland braucht Fachkräfte! Ich kann es nicht mehr hören! Was bringen uns denn diese Fachkräfte? – Babylonisches Sprachgewirr und Knoblauchfahnen beim Schlangestehen im Aldi!"
Er war verbittert. Mit Ende 40 hatte er einen Schlaganfall erlitten. Die motorischen Defizite als Folge der Hemiparese beeinträchtigten ihn so sehr, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte. Ein Jahr nachdem er arbeitslos wurde, verließ ihn seine Frau. Er hatte weder finanzielle Rücklagen noch eine Berufsunfähigkeitsversicherung und lebte fortan dank staatlicher Unterstützung am Existenzminimum. Mit Anfang 50 zog er in eine winzige Einzimmerwohnung in einem Plattenbau. Seine soziale Abstellkammer, mehr habe er im Leben wohl nicht mehr zu erwarten, sagte er. Seine Nachbarn sind rücksichtslos lärmende Asoziale, die ihn nachts um den Schlaf bringen.
Im Zuge einer ABM war er eingestellt worden. Er verrichtete einfachste Arbeiten: Ablagen sortieren, Briefe eintüten, den Reißwolf füttern. Finanziell brachte ihm das nichts, aber so gehe zumindest die Zeit schneller rum. In seiner Wohnung halte er es nicht aus.
Als er wieder mal in der Kantine seine Tiraden abließ, um seiner Verbitterung Luft zu machen, fielen angeblich die Wörter "Bimbos" und "Scheißkanaken", was eine Kollegin dazu veranlasste, sich über Herrn Kühn zu beschweren. Er wurde ins Büro von Frau Schultz-Kramer zitiert und erhielt eine Abmahnung. Am nächsten Tag war er für zwei Wochen krank geschrieben.
Alle fragten sich, ob er überhaupt wiederkomme.
Er kam wieder, war aber nicht mehr der Gleiche. Er war ungepflegt. Er roch nach altem Schweiß und Zwiebeln und seine Wangen waren eingefallen und unrasiert. Aber die größte Veränderung lag in seinem Gesichtsausdruck. Statt der Verbitterung sprang einem nun der blanke Hass entgegen.
Herr Kühn sprach auch nicht mehr. Nur wenn es sich nicht vermeiden ließ, krächzte er ein heiseres Ja oder Nein hervor. Seine ABM konnte aus betriebsorganisatorischen Gründen leider nicht verlängert werden. Nach zwei Tagen war er für niemanden mehr in der Firma ein Thema.
Er war verbittert. Mit Ende 40 hatte er einen Schlaganfall erlitten. Die motorischen Defizite als Folge der Hemiparese beeinträchtigten ihn so sehr, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte. Ein Jahr nachdem er arbeitslos wurde, verließ ihn seine Frau. Er hatte weder finanzielle Rücklagen noch eine Berufsunfähigkeitsversicherung und lebte fortan dank staatlicher Unterstützung am Existenzminimum. Mit Anfang 50 zog er in eine winzige Einzimmerwohnung in einem Plattenbau. Seine soziale Abstellkammer, mehr habe er im Leben wohl nicht mehr zu erwarten, sagte er. Seine Nachbarn sind rücksichtslos lärmende Asoziale, die ihn nachts um den Schlaf bringen.
Im Zuge einer ABM war er eingestellt worden. Er verrichtete einfachste Arbeiten: Ablagen sortieren, Briefe eintüten, den Reißwolf füttern. Finanziell brachte ihm das nichts, aber so gehe zumindest die Zeit schneller rum. In seiner Wohnung halte er es nicht aus.
Als er wieder mal in der Kantine seine Tiraden abließ, um seiner Verbitterung Luft zu machen, fielen angeblich die Wörter "Bimbos" und "Scheißkanaken", was eine Kollegin dazu veranlasste, sich über Herrn Kühn zu beschweren. Er wurde ins Büro von Frau Schultz-Kramer zitiert und erhielt eine Abmahnung. Am nächsten Tag war er für zwei Wochen krank geschrieben.
Alle fragten sich, ob er überhaupt wiederkomme.
Er kam wieder, war aber nicht mehr der Gleiche. Er war ungepflegt. Er roch nach altem Schweiß und Zwiebeln und seine Wangen waren eingefallen und unrasiert. Aber die größte Veränderung lag in seinem Gesichtsausdruck. Statt der Verbitterung sprang einem nun der blanke Hass entgegen.
Herr Kühn sprach auch nicht mehr. Nur wenn es sich nicht vermeiden ließ, krächzte er ein heiseres Ja oder Nein hervor. Seine ABM konnte aus betriebsorganisatorischen Gründen leider nicht verlängert werden. Nach zwei Tagen war er für niemanden mehr in der Firma ein Thema.
Herr S. war seit längerem mal wieder in der Stadtbibliothek: ausgedünnte Regale, Kinder an Spielkonsolen, Handygedudel, lärmende Jugendliche. Die Bibliothek sei ein „sozialer Treff“, erklärte ihm eine Angestellte. Er findet, die Bibliothek hat ihre Seele eingebüßt.
Freundlichkeit drückte er in Floskeln aus und auch sonst war nicht viel mit ihm los. Beruflich wie privat kam er prima zurecht. Er war mit sich höchst zufrieden.
Obwohl er es sich durchaus hätte leisten können, saß er aus Bescheidenheit immer auf den billigen Plätzen und war so zum Ruhigsein angehalten.
Freundlichkeit drückte er in Floskeln aus und auch sonst war nicht viel mit ihm los. Beruflich wie privat kam er prima zurecht. Er war mit sich höchst zufrieden.
Obwohl er es sich durchaus hätte leisten können, saß er aus Bescheidenheit immer auf den billigen Plätzen und war so zum Ruhigsein angehalten.
Sonntag, 7. April 2019
Seit der letzten Fortbildung hieß Robert Kirsch nur noch "Fräulein Kirsch" oder einfach nur "die Kirsche". Die Fortbildung hatte den Titel "Teamentwicklung und Kooperation – Schwerpunkt: Kommunikation und Konfliktlösung". Als sie morgens in den Seminarraum kamen, waren die Tische zur Seite geräumt und die Stühle im Kreis aufgestellt und somit war sofort klar, was sie erwartete: pseudopsychologisches Geschwätz, Rollenspiele, Diskussionen über Probleme und Gefühle und genauso war es dann auch. Diese Veranstaltungen, da waren sich so ziemlich alle einig, sind so nützlich wie ein Furunkel zwischen Arschloch und Hodensack.
Sie hatten sich gefragt, warum nur ihre Abteilung zu dieser "Fortbildung" musste. Aber schon in der Vorstellungsrunde wurde klar, wem sie es zu verdanken hatten. Jeder stellte sich kurz mit Namen und seinem Arbeitsbereich vor und sagte zu den Erwartungen an diese Veranstaltung mehr oder weniger nichts. Allein Robert Kirsch wurde ausführlicher. Ihn störe so mancher Umgangston, der in seiner Abteilung an den Tag gelegt werde. Manchmal fühle er sich regelrecht herablassend behandelt, zum Beispiel auch beim Mailverkehr, wo es Kollegen gebe, die es nicht mal für nötig erachten, eine Begrüßung oder Verabschiedung zu formulieren. Er selbst sei nun mal anders erzogen und leide unter dieser Verrohung der Kommunikation. Er erhoffe sich von der Fortbildung eine allgemeine Sensibilisierung für diese Problematik.
Die Dozentin nickte zustimmend und strahlte während seiner Ausführungen. Sie grinste von einem Ohr zum anderen, denn ihr wurde mal wieder bewusst, warum sie all das auf sich genommen hatte, warum sich all die Mühen gelohnt haben, warum sie nach ihrem abgebrochenen Studium des Sozialwesens, der Eheschließung und der langen Kinderpause doch noch den Mut und die Energie aufgebracht hat, die zwei von ihrem lieben Mann finanzierten Lehrgänge zu besuchen und sich damit auf das Abenteuer dieses beruflichen Quereinstiegs einzulassen: Sie wurde hier gebraucht. Wirklich gebraucht. Und sie konnte etwas bewirken. Sie wird diese Gruppe auf den richtigen Weg bringen und Herr Kirsch wird in seiner beruflichen Tätigkeit wieder Glück und Zufriedenheit erfahren.
Sie brachten die Fortbildung an zwei Tagen hinter sich, während die liegen gebliebene Arbeit auf ihren Schreibtischen auf sie wartete und lernten zum 20sten Mal das Vier-Seiten-Kommunikationsmodell von Schulz von Thun, was auch nach dem 20sten Mal keinerlei Nutzen im Alltag bringt.
Aber immerhin hatte Robert Kirsch jetzt einen lustigen Spitznamen und alle begannen jetzt ihre Mails an ihn mit "Sehr geehrter Herr Kirsch" und beendeten sie mit "Hochachtungsvoll".
Sie hatten sich gefragt, warum nur ihre Abteilung zu dieser "Fortbildung" musste. Aber schon in der Vorstellungsrunde wurde klar, wem sie es zu verdanken hatten. Jeder stellte sich kurz mit Namen und seinem Arbeitsbereich vor und sagte zu den Erwartungen an diese Veranstaltung mehr oder weniger nichts. Allein Robert Kirsch wurde ausführlicher. Ihn störe so mancher Umgangston, der in seiner Abteilung an den Tag gelegt werde. Manchmal fühle er sich regelrecht herablassend behandelt, zum Beispiel auch beim Mailverkehr, wo es Kollegen gebe, die es nicht mal für nötig erachten, eine Begrüßung oder Verabschiedung zu formulieren. Er selbst sei nun mal anders erzogen und leide unter dieser Verrohung der Kommunikation. Er erhoffe sich von der Fortbildung eine allgemeine Sensibilisierung für diese Problematik.
Die Dozentin nickte zustimmend und strahlte während seiner Ausführungen. Sie grinste von einem Ohr zum anderen, denn ihr wurde mal wieder bewusst, warum sie all das auf sich genommen hatte, warum sich all die Mühen gelohnt haben, warum sie nach ihrem abgebrochenen Studium des Sozialwesens, der Eheschließung und der langen Kinderpause doch noch den Mut und die Energie aufgebracht hat, die zwei von ihrem lieben Mann finanzierten Lehrgänge zu besuchen und sich damit auf das Abenteuer dieses beruflichen Quereinstiegs einzulassen: Sie wurde hier gebraucht. Wirklich gebraucht. Und sie konnte etwas bewirken. Sie wird diese Gruppe auf den richtigen Weg bringen und Herr Kirsch wird in seiner beruflichen Tätigkeit wieder Glück und Zufriedenheit erfahren.
Sie brachten die Fortbildung an zwei Tagen hinter sich, während die liegen gebliebene Arbeit auf ihren Schreibtischen auf sie wartete und lernten zum 20sten Mal das Vier-Seiten-Kommunikationsmodell von Schulz von Thun, was auch nach dem 20sten Mal keinerlei Nutzen im Alltag bringt.
Aber immerhin hatte Robert Kirsch jetzt einen lustigen Spitznamen und alle begannen jetzt ihre Mails an ihn mit "Sehr geehrter Herr Kirsch" und beendeten sie mit "Hochachtungsvoll".
Da er meinte, bei jeder Gelegenheit witzig sein zu müssen, sein Humor aber der schrulligen Art angehörte, waren die von ihm angerichteten Irritationen der eigentliche Witz. Sie konnten ihn nicht entlassen, seinem Vater gehörte der Betrieb.
Vorauseilend pessimistisch wälzte er Probleme, die in der Regel dann so gar nicht auftraten. Seine tatsächlichen Probleme kamen und gingen, ohne dass er sich groß damit beschäftigt hätte, schließlich hatte er ja ganz andere Probleme.
Schon als Kind waren ihm Ehrgeiz, Habsucht und Neid völlig fremd und wie zu erwarten, brachte er es zu nichts. Seine enttäuschten Eltern lernten erst im hohen Alter sein genügsames und gütiges Wesen zu schätzen.
Vorauseilend pessimistisch wälzte er Probleme, die in der Regel dann so gar nicht auftraten. Seine tatsächlichen Probleme kamen und gingen, ohne dass er sich groß damit beschäftigt hätte, schließlich hatte er ja ganz andere Probleme.
Schon als Kind waren ihm Ehrgeiz, Habsucht und Neid völlig fremd und wie zu erwarten, brachte er es zu nichts. Seine enttäuschten Eltern lernten erst im hohen Alter sein genügsames und gütiges Wesen zu schätzen.
Sonntag, 31. März 2019
Er hatte eine unbefristete Vollzeitstelle im öffentlichen Dienst und an den Wochenenden soff er sich sein Leben und die Frauen schön. In "Kralli's Eck" war er der King.
Endlich war auch er ein törichter alter Mann, nun wurde es ihm nachgesehen, dass er an allem etwas auszusetzen und zu meckern hatte. Der ganze Scheiß überall ging ihm schon so lange auf den Sack!
Endlich war auch er ein törichter alter Mann, nun wurde es ihm nachgesehen, dass er an allem etwas auszusetzen und zu meckern hatte. Der ganze Scheiß überall ging ihm schon so lange auf den Sack!
Sonntag, 17. März 2019
Sein Leben als Clown hatte er sich irgendwie spaßiger vorgestellt.
Er suchte die Stille und zog von der Stadt aufs Land; nur um festzustellen, dass es auch dort diese Typen gab, die bei jeder Gelegenheit herumbrüllen und daherpoltern und sich bevorzugt in seiner unmittelbaren Umgebung aufhielten. Wäre er doch bloß ohne Familie umgezogen!
Dr. med. Peter M. mag Bier und Hausmannskost. Ab und an besucht er gern elitäre Restaurants, weil ihn das theatralische Getue und Gehabe dort, diese steif inszenierte Lächerlichkeit so köstlich amüsiert.
Noch nie wollte er sein Hobby zum Beruf machen. Viel lieber sähe er sich in der privilegierten Position, aus seinem Beruf ein Hobby machen zu können.
Er suchte die Stille und zog von der Stadt aufs Land; nur um festzustellen, dass es auch dort diese Typen gab, die bei jeder Gelegenheit herumbrüllen und daherpoltern und sich bevorzugt in seiner unmittelbaren Umgebung aufhielten. Wäre er doch bloß ohne Familie umgezogen!
Dr. med. Peter M. mag Bier und Hausmannskost. Ab und an besucht er gern elitäre Restaurants, weil ihn das theatralische Getue und Gehabe dort, diese steif inszenierte Lächerlichkeit so köstlich amüsiert.
Noch nie wollte er sein Hobby zum Beruf machen. Viel lieber sähe er sich in der privilegierten Position, aus seinem Beruf ein Hobby machen zu können.
Sonntag, 10. März 2019
Jetzt, als Ex-Arbeitsloser verhält sich Uli L. gegenüber Arbeitslosen genauso arschig wie schon zuvor als Ex-Raucher gegenüber Rauchern.
Das war schon kein Tippen mehr, Frau H. schlug geradezu auf die Tastatur ein. Als der neue Kollege im Großraumbüro sich ein Herz fasste und sie zaghaft darauf ansprach, nahm sie sich im Affekt ihn statt der Tastatur vor.
Der Glanz ihrer bürgerlichen Existenz mit all den Annehmlichkeiten hing letztlich an seinem Arbeitsplatz, der für ihn immer mehr zu einem nur noch schwer begreifbaren, fragilen Konstrukt wurde. Sie lebten in Anspannung und Sorge.
Das war schon kein Tippen mehr, Frau H. schlug geradezu auf die Tastatur ein. Als der neue Kollege im Großraumbüro sich ein Herz fasste und sie zaghaft darauf ansprach, nahm sie sich im Affekt ihn statt der Tastatur vor.
Der Glanz ihrer bürgerlichen Existenz mit all den Annehmlichkeiten hing letztlich an seinem Arbeitsplatz, der für ihn immer mehr zu einem nur noch schwer begreifbaren, fragilen Konstrukt wurde. Sie lebten in Anspannung und Sorge.
Sonntag, 3. März 2019
Gefangen in einem harten Leben, worum ihn niemand beneidete, gelang es ihm, stets ruhig und gelassen zu bleiben, worum ihn alle beneideten.
Als der Pensionär Heinrich R. das günstige Mittagessen in der nahe gelegenen Uni-Mensa für sich entdeckte, ging das solange gut, bis er sich hocherregt mit den Studenten anlegte, die die Dreistigkeit besaßen, auf seinem Stammplatz zu sitzen.
Er war jung und wütend, das Gefällige konnte ihm gestohlen bleiben. Bei jeder künstlerischen Betätigung sollte es im Grunde darum gehen, zurück zu schlagen. Seine vom Amt vermittelte Ausbildung zum Schauwerbegestalter stand von Anfang an unter keinem guten Stern.
Als Kind reicher Eltern wurde er rundum verwöhnt und er gewöhnte sich daran, immer den leichtesten Weg einzuschlagen. In seinem späteren Leben rächte sich das nicht, die Welt war für ihn gemacht.
Als Herr G. die Allianz-Filiale verließ, bemerkte er noch die ausnahmslos blitzblanken BMWs und Audis auf dem Firmenparkplatz. Er bereute den eben vollzogenen Vertragsabschluss schon jetzt, kommender Montag war hier sein erster Arbeitstag.
Endlich war Gerd L. so weit: Nichts mehr vermochte ihn hier in Hast und Unruhe zu versetzen. Schon gar nicht, dass ihn junge Kollegen mitunter als Trantüte oder Lahmarsch bezeichneten. Mit in der Ferne verweilenden Augen kaute er selig sein Pausenbrot.
Als der Pensionär Heinrich R. das günstige Mittagessen in der nahe gelegenen Uni-Mensa für sich entdeckte, ging das solange gut, bis er sich hocherregt mit den Studenten anlegte, die die Dreistigkeit besaßen, auf seinem Stammplatz zu sitzen.
Er war jung und wütend, das Gefällige konnte ihm gestohlen bleiben. Bei jeder künstlerischen Betätigung sollte es im Grunde darum gehen, zurück zu schlagen. Seine vom Amt vermittelte Ausbildung zum Schauwerbegestalter stand von Anfang an unter keinem guten Stern.
Als Kind reicher Eltern wurde er rundum verwöhnt und er gewöhnte sich daran, immer den leichtesten Weg einzuschlagen. In seinem späteren Leben rächte sich das nicht, die Welt war für ihn gemacht.
Als Herr G. die Allianz-Filiale verließ, bemerkte er noch die ausnahmslos blitzblanken BMWs und Audis auf dem Firmenparkplatz. Er bereute den eben vollzogenen Vertragsabschluss schon jetzt, kommender Montag war hier sein erster Arbeitstag.
Endlich war Gerd L. so weit: Nichts mehr vermochte ihn hier in Hast und Unruhe zu versetzen. Schon gar nicht, dass ihn junge Kollegen mitunter als Trantüte oder Lahmarsch bezeichneten. Mit in der Ferne verweilenden Augen kaute er selig sein Pausenbrot.
Sonntag, 24. Februar 2019
Frank R. sorgte vor und gab auf sich acht. Für ein Notfallbesäufnis - Zahnschmerzen am Wochenende, Bürgerkrieg, Asteroideneinschlagapokalypse - hatte er immer genügend Schnaps im Hause. Auch entsprechende Notfallübungen führte er regelmäßig durch.
Er hatte nichts zu tun und ließ einen Furz. Es war ein guter Furz: kraftvoll, aber unaufgeregt, von trockener Konsistenz und kerniger Würze. Er hatte weiterhin nichts zu tun und wartete auf den nächsten Furz.
Er hatte nichts zu tun und ließ einen Furz. Es war ein guter Furz: kraftvoll, aber unaufgeregt, von trockener Konsistenz und kerniger Würze. Er hatte weiterhin nichts zu tun und wartete auf den nächsten Furz.
Sonntag, 17. Februar 2019
Die Angestellten genießen ihre Gnadenfrist mit dem bald in Rente gehenden, berufsmüden und altersmilden Geschäftsführer Dr. Hans P. Die potentiellen Nachfolger, allesamt eitle Ehrgeizlinge, beziehen bereits Stellung.
Als die neue Bereichsleiterin Larissa L. einen Nervenzusammenbruch erlitt, lachte der Vorarbeiter Karsten 'Kralle' R. sich schlapp, weil er sich an seine Schulzeit erinnert fühlte, wo sie die Referendarinnen da immer so fies fertig gemacht hatten.
Ihre innere Härte und emotionale Kälte verzögerten ihren Alterungsprozess. Mit einer nahezu pathologischen Genugtuung betrachtete sie den körperlichen Verfall ihres einst so stolzen und herrischen Mannes.
Auch wenn es für ihn wohl die Arbeitslosigkeit bedeutet, betrachtet der Lohnbuchhalter Uwe W. den sich abzeichnenden Niedergang der Firma mit diebischer Freude. Gefangen in Frustration und Lethargie ist ihm inzwischen jede Art von Veränderung in seinem Leben willkommen.
Als der Sachbearbeiter Jens P. dann statt des üblichen Familienfotos das Filmzitat "Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen ..." als gerahmte Devise auf seinen Schreibtisch stellte, irritierte das Kollegen und Vorgesetzte unangenehm.
Da kann man wirklich nicht meckern, bemerkte Gisela L. angesichts der wirklich günstigen Preise. Misslaunig fühlte sie sich um ihr Meckern betrogen.
Er blieb auch im hohen Alter neugierig und aufmerksam, erkannte immer wieder Neues im vermeintlich Vertrauten. Das meiste gefiel ihm nicht, aber er blieb dran, er bewahrte sich seine Würde.
Statt mit Alkohol solle er sich doch mal für die überstandene Arbeitswoche mit etwas anderem belohnen. Alles, was diese nichtsnutzigen Narren ihm ernsthaft als Alternative vorschlugen, kränkte ihn zutiefst in seiner Ehre.
Mit 16 flog Kai von der Schule, in keinem Job hielt er sich länger als 3 Monate, seine Ex hat ein Kontaktverbot erwirkt und seine Tochter will nichts von ihm wissen, in 8 Lokalen hat er Hausverbot. So langsam fragt sich Kai echt, was mit all den Leuten eigentlich nicht stimmt.
Joely O. hatte den Minimalismus-Lifestyle für sich entdeckt. In ihrer privilegierten Position war es kein Problem für ihre Eltern, auch bei dieser spätpubertären Phase gelassen zu bleiben und ihr nachher wieder Kleiderschrank und Wohnung großzügig zu füllen.
Gelegentlich, in ganz besonderen, spirituellen Momenten, nach einem dreiviertel Liter Wodka etwa spürt Ludwig W., den Blick gen Himmel gerichtet, dass irgendwo da draußen eine große, eine unermesslich große Gleichgültigkeit im Gange ist.
Als die neue Bereichsleiterin Larissa L. einen Nervenzusammenbruch erlitt, lachte der Vorarbeiter Karsten 'Kralle' R. sich schlapp, weil er sich an seine Schulzeit erinnert fühlte, wo sie die Referendarinnen da immer so fies fertig gemacht hatten.
Ihre innere Härte und emotionale Kälte verzögerten ihren Alterungsprozess. Mit einer nahezu pathologischen Genugtuung betrachtete sie den körperlichen Verfall ihres einst so stolzen und herrischen Mannes.
Auch wenn es für ihn wohl die Arbeitslosigkeit bedeutet, betrachtet der Lohnbuchhalter Uwe W. den sich abzeichnenden Niedergang der Firma mit diebischer Freude. Gefangen in Frustration und Lethargie ist ihm inzwischen jede Art von Veränderung in seinem Leben willkommen.
Als der Sachbearbeiter Jens P. dann statt des üblichen Familienfotos das Filmzitat "Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen ..." als gerahmte Devise auf seinen Schreibtisch stellte, irritierte das Kollegen und Vorgesetzte unangenehm.
Da kann man wirklich nicht meckern, bemerkte Gisela L. angesichts der wirklich günstigen Preise. Misslaunig fühlte sie sich um ihr Meckern betrogen.
Er blieb auch im hohen Alter neugierig und aufmerksam, erkannte immer wieder Neues im vermeintlich Vertrauten. Das meiste gefiel ihm nicht, aber er blieb dran, er bewahrte sich seine Würde.
Statt mit Alkohol solle er sich doch mal für die überstandene Arbeitswoche mit etwas anderem belohnen. Alles, was diese nichtsnutzigen Narren ihm ernsthaft als Alternative vorschlugen, kränkte ihn zutiefst in seiner Ehre.
Mit 16 flog Kai von der Schule, in keinem Job hielt er sich länger als 3 Monate, seine Ex hat ein Kontaktverbot erwirkt und seine Tochter will nichts von ihm wissen, in 8 Lokalen hat er Hausverbot. So langsam fragt sich Kai echt, was mit all den Leuten eigentlich nicht stimmt.
Joely O. hatte den Minimalismus-Lifestyle für sich entdeckt. In ihrer privilegierten Position war es kein Problem für ihre Eltern, auch bei dieser spätpubertären Phase gelassen zu bleiben und ihr nachher wieder Kleiderschrank und Wohnung großzügig zu füllen.
Gelegentlich, in ganz besonderen, spirituellen Momenten, nach einem dreiviertel Liter Wodka etwa spürt Ludwig W., den Blick gen Himmel gerichtet, dass irgendwo da draußen eine große, eine unermesslich große Gleichgültigkeit im Gange ist.
Sonntag, 10. Februar 2019
Seitdem Susanne S. an dem Info-Point arbeiten muss, selbstverständlich stets mit einladend vergnügter Miene, ist "Bitte, geh' weiter - bitte, bitte, geh' einfach weiter!" ihr am häufigsten gedachter Wunsch.
Hartmut R. steckt fest in seinem bürgerlichen Sicherheitsbedürfnis, in finanziellen Verpflichtungen und einem Beruf, der ihm nur noch auf den Sack geht. Als er neulich seinen Unmut über seine Situation äußerte, hieß es, er jammere auf hohem Niveau.
Herr S. vermisst die Zeit, als das soziale Miteinander in Deutschland noch vornehmlich rational statt emotional geprägt war.
All die enttäuschten und gequälten Gesichter bei den Besuchern im neu eröffneten Shopping-Paradies haben nichts zu bedeuten, die Leute sehen immer so aus.
Hartmut R. steckt fest in seinem bürgerlichen Sicherheitsbedürfnis, in finanziellen Verpflichtungen und einem Beruf, der ihm nur noch auf den Sack geht. Als er neulich seinen Unmut über seine Situation äußerte, hieß es, er jammere auf hohem Niveau.
Herr S. vermisst die Zeit, als das soziale Miteinander in Deutschland noch vornehmlich rational statt emotional geprägt war.
All die enttäuschten und gequälten Gesichter bei den Besuchern im neu eröffneten Shopping-Paradies haben nichts zu bedeuten, die Leute sehen immer so aus.
Sonntag, 3. Februar 2019
Um seine Arbeitslosigkeit zu verbergen, ging er wochentags stets mit Sicherheitsschuhen und Arbeitshose aus dem Haus. Die Täuschung half ihm ein wenig bei der Aufrechterhaltung seiner Würde. Beim Jobcenter hieß es, er sei ja nun leider schon 53.
Es fühlt sich gut an, freundlich und höflich zu sein. Vor allem gegenüber jemanden, der es von sich aus nicht ist.
Das einzige, was er in Zusammenhang mit seiner Arbeit noch mit ernsthaftem Engagement und freudiger Erregung angeht, ist die Planung und Durchführung seiner Urlaubstage.
Sie liebte den Luxus nicht, er war ihr schon längst selbstverständlich.
Er wünscht sich ein Job-Downgrade: eine stupide Tätigkeit ohne Verantwortung und ohne Kundenkontakt, um auch während der Arbeitszeit gedankenversunken mehr bei sich sein zu können.
Herr P. hatte bei der Arbeit eine meisterhafte Perfektion darin entwickelt, jede noch so harmlose Erkältung durch theatralisches Husten, Schnäuzen und Seufzen so in Szene zu setzen, dass seine Opferbereitschaft für den Betrieb über jeden Zweifel erhaben war.
Berthold W. war nun mal geräuschempfindlich und so suchte er nach einer Wohnung mit ausschließlich toten Nachbarn.
Es fühlt sich gut an, freundlich und höflich zu sein. Vor allem gegenüber jemanden, der es von sich aus nicht ist.
Das einzige, was er in Zusammenhang mit seiner Arbeit noch mit ernsthaftem Engagement und freudiger Erregung angeht, ist die Planung und Durchführung seiner Urlaubstage.
Sie liebte den Luxus nicht, er war ihr schon längst selbstverständlich.
Er wünscht sich ein Job-Downgrade: eine stupide Tätigkeit ohne Verantwortung und ohne Kundenkontakt, um auch während der Arbeitszeit gedankenversunken mehr bei sich sein zu können.
Herr P. hatte bei der Arbeit eine meisterhafte Perfektion darin entwickelt, jede noch so harmlose Erkältung durch theatralisches Husten, Schnäuzen und Seufzen so in Szene zu setzen, dass seine Opferbereitschaft für den Betrieb über jeden Zweifel erhaben war.
Berthold W. war nun mal geräuschempfindlich und so suchte er nach einer Wohnung mit ausschließlich toten Nachbarn.
Sonntag, 27. Januar 2019
Seit 3 Wochen sind sie ein Paar und sie redet ihm zu viel. Aus Höflichkeit mimt er den Zuhörer. Und aus sexuellen Gründen. Vor allem aus sexuellen Gründen. Nun ja, im Grunde nur aus sexuellen Gründen.
Um der Sache wieder mehr Pep zu verleihen und so an den Übertragungsrechten noch mehr zu verdienen, werden einige ausgewählte Trainer und Spieler von Mediencoaches nun darauf getrimmt, obszöne, beleidigende und sexistische Äußerungen in die Kamera zu blöken.
Die heiße Dusche ist für ihn jedes Mal so ein sinnliches Erlebnis, dass er dabei immer wieder vergisst, ob er seine Haare bereits gewaschen hat oder noch nicht.
Sie scheut sich, ihm zu sagen, dass sie ihn nicht wirklich liebt und redet nervös drumherum. Dass sein Honigpfötchen in seiner Gegenwart immer noch so unsicher und aufgekratzt ist, findet er richtig süß und erfüllt ihn mit Stolz.
Um der Sache wieder mehr Pep zu verleihen und so an den Übertragungsrechten noch mehr zu verdienen, werden einige ausgewählte Trainer und Spieler von Mediencoaches nun darauf getrimmt, obszöne, beleidigende und sexistische Äußerungen in die Kamera zu blöken.
Die heiße Dusche ist für ihn jedes Mal so ein sinnliches Erlebnis, dass er dabei immer wieder vergisst, ob er seine Haare bereits gewaschen hat oder noch nicht.
Sie scheut sich, ihm zu sagen, dass sie ihn nicht wirklich liebt und redet nervös drumherum. Dass sein Honigpfötchen in seiner Gegenwart immer noch so unsicher und aufgekratzt ist, findet er richtig süß und erfüllt ihn mit Stolz.
Sonntag, 20. Januar 2019
Als Herr S. beim Durchblättern einiger Bücher die Textpassagen, die er als junger Mann angestrichen hatte, nochmal las und damit so gar nichts mehr anfangen konnte, beruhigte ihn das.
Mit seinem allein auf Eitelkeit beruhenden Ehrgeiz machte er bislang mehr kaputt, als er erreichte. Zunächst privat, dann auch beruflich. Seit neuestem zieht es ihn in die Politik.
Nichts an seinem im Grunde lachhaften Arbeitsplatz war es wert, dass er sich deswegen aufregen und schlecht fühlen müsste. Mit dieser herausfordernden Einsicht etablierte er nach und nach ein stoisches Gemüt.
Die Mehrheit ertrug er nicht und das irgendwie Besondere, wonach er sich ohne konkrete Vorstellung so sehr sehnte, fand er nicht.
Seine vulgäre Ausdrucksweise und sein aggressives Auftreten wiesen schon früh auf eine gut ausgeprägte Anpassungsfähigkeit hin. Sein Vater war stolz auf ihn und überzeugt von seiner Lebenstüchtigkeit.
Wild entschlossen, sein Leben zu ändern, legte er sich erst mal einen neuen Haarschnitt und eine neue Garderobe zu. Als die Reaktionen darauf nur äußerst verhalten ausfielen, wusste er auch nicht weiter.
Gefangen in seinem Selbsthass konnte er selbst als alter Mann sich die Peinlichkeiten seiner Adoleszenz nicht verzeihen. Und dafür hasste er sich erst recht.
Dann ließ seine körperliche Verfassung keinen Alkohol mehr zu und verdarb ihm den Rausch. Nach einer Phase des Trotzes und Aufruhrs gewöhnte sich sein Geist an den Verzicht, da er die Autorität und Klugheit des Körpers letztlich doch anerkannte.
Mit seinem allein auf Eitelkeit beruhenden Ehrgeiz machte er bislang mehr kaputt, als er erreichte. Zunächst privat, dann auch beruflich. Seit neuestem zieht es ihn in die Politik.
Nichts an seinem im Grunde lachhaften Arbeitsplatz war es wert, dass er sich deswegen aufregen und schlecht fühlen müsste. Mit dieser herausfordernden Einsicht etablierte er nach und nach ein stoisches Gemüt.
Die Mehrheit ertrug er nicht und das irgendwie Besondere, wonach er sich ohne konkrete Vorstellung so sehr sehnte, fand er nicht.
Seine vulgäre Ausdrucksweise und sein aggressives Auftreten wiesen schon früh auf eine gut ausgeprägte Anpassungsfähigkeit hin. Sein Vater war stolz auf ihn und überzeugt von seiner Lebenstüchtigkeit.
Wild entschlossen, sein Leben zu ändern, legte er sich erst mal einen neuen Haarschnitt und eine neue Garderobe zu. Als die Reaktionen darauf nur äußerst verhalten ausfielen, wusste er auch nicht weiter.
Gefangen in seinem Selbsthass konnte er selbst als alter Mann sich die Peinlichkeiten seiner Adoleszenz nicht verzeihen. Und dafür hasste er sich erst recht.
Dann ließ seine körperliche Verfassung keinen Alkohol mehr zu und verdarb ihm den Rausch. Nach einer Phase des Trotzes und Aufruhrs gewöhnte sich sein Geist an den Verzicht, da er die Autorität und Klugheit des Körpers letztlich doch anerkannte.
Sonntag, 13. Januar 2019
Stets bedacht auf den eigenen Vorteil war er voll des euphorischen Lobes für alles und jeden. Beliebt war er, außerordentlich beliebt, selbst bei denen, die ihn durchschauten.
Zunehmend bekommt man es auch von "Erwachsenen" zu hören: DER HAT ABER ANGEFANGEN!
Als er nach einer äußerst ausschweifenden Jugend mit Anfang 30 gerade noch so die Kurve bekam, wurde aus ihm schnell ein erzkonservativer, belehrender, unerträglicher Philister. Sein Vater freute sich sehr, dass der Betrieb nun doch in der Familie blieb, die Angestellten weniger.
Sein stets zynischer Humor bescherte ihm fragwürdige Freunde.
Das gewitzte Fragezeichen amüsiert sich prächtig über das borniert stolze Ausrufezeichen, das wieder mal auf verlorenem Posten steht.
Als Ansprechpartner vor Ort muss er es ausbaden und wird dafür auch noch schlecht bezahlt. Seine eingeschüchterte Frau vermisst sein freundliches und sanftes Wesen von früher sehr.
Einige Jahre lang fiel auch sie auf diverse Matratzen-Wissenschafts-Philosophien hinein. Dann begriff sie, dass "bequem" die Lösung ist; es sei denn, man hat ganz andere Probleme.
Zunehmend bekommt man es auch von "Erwachsenen" zu hören: DER HAT ABER ANGEFANGEN!
Als er nach einer äußerst ausschweifenden Jugend mit Anfang 30 gerade noch so die Kurve bekam, wurde aus ihm schnell ein erzkonservativer, belehrender, unerträglicher Philister. Sein Vater freute sich sehr, dass der Betrieb nun doch in der Familie blieb, die Angestellten weniger.
Sein stets zynischer Humor bescherte ihm fragwürdige Freunde.
Das gewitzte Fragezeichen amüsiert sich prächtig über das borniert stolze Ausrufezeichen, das wieder mal auf verlorenem Posten steht.
Als Ansprechpartner vor Ort muss er es ausbaden und wird dafür auch noch schlecht bezahlt. Seine eingeschüchterte Frau vermisst sein freundliches und sanftes Wesen von früher sehr.
Einige Jahre lang fiel auch sie auf diverse Matratzen-Wissenschafts-Philosophien hinein. Dann begriff sie, dass "bequem" die Lösung ist; es sei denn, man hat ganz andere Probleme.
Sonntag, 6. Januar 2019
Je seltener die Gelegenheiten zum Musikhören wurden, desto mehr investierte er in seine High-End-HiFi-Ausstattung. Voller Wehmut betrachtete er sie dann.
In seiner Erinnerung war das Schlafzimmer seiner Eltern stets frisch durchlüftet und eiskalt. Von Sinnlichkeit keine Spur.
Die vorgefertigt kaputte Jeanshose erzählt dem aufmerksamen Betrachter eine abenteuerliche Geschichte voller Action und Entbehrungen. Der harmlose Hosenträger wird zum Held.
Hanna H. tat so, als würde auch sie sich über die haarsträubende Inkompetenz ihres Abteilungsleiters aufregen. Dabei hatte sie längst erkannt, wie viele Freiheiten ihr diese Inkompetenz ermöglichte.
Selbst als junger Mann trank er nicht, um zu feiern. Bedeutung und Sinn des Feierns hatten sich ihm noch nie so recht erschlossen. Er trank, um sich besser zu fühlen.
In der Leichtfertigkeit und Kühnheit der Gedanken lag für ihn die Attraktivität des Alkohols. Aber meistens endete es einfach nur im Stumpfsinn.
Das an Sonn- und Feiertagen sentimental seichte Fernsehprogramm für die Alten und Alleingelassenen fand langsam auch bei ihm Anklang. Tja, das war's dann wohl, dachte er und drückte sich noch ein Toffifee aus der Verpackung.
In seiner Erinnerung war das Schlafzimmer seiner Eltern stets frisch durchlüftet und eiskalt. Von Sinnlichkeit keine Spur.
Die vorgefertigt kaputte Jeanshose erzählt dem aufmerksamen Betrachter eine abenteuerliche Geschichte voller Action und Entbehrungen. Der harmlose Hosenträger wird zum Held.
Hanna H. tat so, als würde auch sie sich über die haarsträubende Inkompetenz ihres Abteilungsleiters aufregen. Dabei hatte sie längst erkannt, wie viele Freiheiten ihr diese Inkompetenz ermöglichte.
Selbst als junger Mann trank er nicht, um zu feiern. Bedeutung und Sinn des Feierns hatten sich ihm noch nie so recht erschlossen. Er trank, um sich besser zu fühlen.
In der Leichtfertigkeit und Kühnheit der Gedanken lag für ihn die Attraktivität des Alkohols. Aber meistens endete es einfach nur im Stumpfsinn.
Das an Sonn- und Feiertagen sentimental seichte Fernsehprogramm für die Alten und Alleingelassenen fand langsam auch bei ihm Anklang. Tja, das war's dann wohl, dachte er und drückte sich noch ein Toffifee aus der Verpackung.
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